Essen. . Vor einer möglichen Neuordnung in der Stahlindustrie bekommt Thyssen-Krupp-Chef Heinrich Hiesinger Rückendeckung vom Großaktionär Krupp-Stiftung.
Vor einer möglichen Neuordnung in der Stahlindustrie bekommt Thyssen-Krupp-Chef Heinrich Hiesinger Rückendeckung vom Großaktionär Krupp-Stiftung. „Die europäische Stahlindustrie ist derzeit bekanntlich in einer sehr schwierigen Situation“, sagte Krupp-Stiftungschefin Ursula Gather im WAZ-Interview. „Dass es seit längerer Zeit Gespräche zwischen den Stahlproduzenten in Europa gibt, um zu Lösungen zu kommen, liegt auf der Hand.“
Gather ließ durchblicken, dass sie einer Neuordnung des Stahlgeschäfts offen gegenübersteht. „Es gibt hier viele Möglichkeiten, von Kooperationen, Fusionen, bis hin zu Zusammenschlüssen ohne Cash-Fluss“, sagte sie. „Diejenigen, die auf Seiten von Thyssen-Krupp verhandeln, werden die Optionen richtig in den Blick nehmen. Wie die Lösung am Ende aussieht, wird sich zeigen.“ Spekulationen über eine Fusion der Thyssen-Krupp-Stahlsparte mit dem indischen Konzern Tata hatten die Aktienmärkte bewegt.
„Das Wichtigste ist das langfristige Unternehmens- und Arbeitnehmerwohl“
Mit einem Anteil von 23 Prozent ist die Krupp-Stiftung der größte Einzelaktionär des Industriekonzerns. Ursula Gather ist seit Oktober 2013 Vorsitzende des Stiftungskuratoriums und damit Nachfolgerin von Berthold Beitz, der die Stiftung von 1968 bis zu seinem Tode im Juli 2013 geführt hatte. Die gemeinnützige Stiftung ist das Vermächtnis von Alfried Krupp von Bohlen und Halbach, dem letzten persönlichen Inhaber der Firma Krupp.
Zur Frage, ob es ein Bruch mit der Tradition sei, wenn sich der Konzern irgendwann von der Stahlproduktion verabschiede, sagte Gather: „Das Wichtigste ist das langfristige Unternehmens- und Arbeitnehmerwohl, dem sich der Stifter Alfried Krupp stets verpflichtet gefühlt hat. Sorgen kann ich verstehen, bin mir aber sicher, dass die Gremien des Unternehmens zu einer gemeinsamen und klugen Lösung finden.“
Mit der Arbeit von Konzernchef Hiesinger sei sie zufrieden, betonte Gather. Sie ermunterte ihn auch dazu, das lukrative Aufzuggeschäft im Konzern zu behalten, obwohl zuweilen der Ruf nach einem Verkauf des Gewinnbringers laut wird. Dass sich der Vorstand von Thyssen-Krupp gegen einen solchen Spartenverkauf ausspreche, sei „nachvollziehbar und die Argumente sind stichhaltig“.