Essen. Eine Langfrist-Studie vergleicht Konditionen bei Tagesgeld und Dispo. Nur wenige Geldhäuser sind auf Dauer besser als der Durchschnitt.

  • Langfrist-Studie vergleicht Konditionen bei Tagesgeld und Dispo
  • Untersucht wurden die sechs größten überregionalen Kreditinstitute, acht Direktbanken sowie je acht Sparkassen und Genossenschaftsbanken aus allen Regionen Deutschlands
  • Besser als der Durchschnitt waren Direktbanken wie ING-DiBa, Consorsbank und 1822 direkt

Bei Banken ist es nicht viel anders als bei Stromversorgern, Telefonanbietern und Krankenkassen: Obwohl es große Unterschiede bei den Konditionen und Leistungen gibt, scheuen die meisten Kunden einen Wechsel und bleiben ihrem Anbieter sehr lange treu. Wie fair Geldinstitute auf Dauer die beiden für Privatkunden wichtigsten Zinssätze kalkulieren, zeigt nun eine Langfrist-Studie, die unserer Redaktion vorliegt.

Der Düsseldorfer Finanzexperte Udo Keßler hat die Dispo- und die Tagesgeldzinsen der einzelnen Häuser von September 2008, als die Finanzkrise die Niedrigzinsphase einleitete, bis November 2015 analysiert. Auch für jeden einzelnen Monat verglich er die Zinssätze und ermittelte so, welche Geldhäuser über lange Zeit bessere Konditionen als der Durchschnitt boten. „Es gibt sie sehr wohl: Kreditinstitute, die ihren Kunden in der seit Jahren anhaltenden Niedrigzinsphase faire Konditionen sowohl beim Tagesgeld als auch beim Dispokredit bieten“, lautet Keßlers Fazit.

VW-Bank besonders nachhaltig

Untersucht wurden die sechs größten überregionalen Kreditinstitute, acht Direktbanken sowie je acht Sparkassen und Genossenschaftsbanken aus allen Regionen Deutschlands. Er griff dabei auf die Datenbank der FMH-Finanzberatung in Frankfurt/Main zurück. „Fair“ nennt Keßler einen Zinssatz, wenn dieser dem jeweiligen Durchschnittswert entspricht oder besser ist. Dieser beträgt für den Dispo im untersuchten Zeitraum 10,89 Prozent. Soviel schlugen alle Geldhäuser aus der FHM-Datenbank im Schnitt drauf, wenn ihr Kunde sein Girokonto überzog. Beim Tagesgeld (Anlagebetrag 2000 Euro) lag der Langfrist-Schnitt bei 1,03 Prozent Verzinsung.

Knapp jedes dritte Institut war bei beiden für die Privatkunden entscheidenden Zinssätzen besser als der Durchschnitt, darunter Direktbanken wie ING-DiBa, Consorsbank und 1822 direkt. Als besonders nachhaltig erwies sich im „Fairness-Check“ die VW Bank, weil sie nicht nur im langjährigen Durchschnitt, sondern als einziges Institut auch in allen 87-Test-Monaten überdurchschnittliche Konditionen beim Dispo und beim Tagesgeld bot.

Dispozins: Unterschied von bis zu 5,55 Prozentpunkte

Beim Dispozins zeigte sich die DAB Bank mit durchschnittlich 7,16 Prozent am gnädigsten, wenn ihre Kunden ihr Konto überzogen. Auf den vorderen Plätzen finden sich hier ausschließlich Direkt- und Genossenschaftsbanken, neun Häuser begnügten sich im Langfrist-Schnitt mit einstelligen Zinssätzen. Dagegen langen Sparkassen und Privatbanken beim Dispo teils deutlich kräftiger zu als ihre Konkurrenten, sie verlangten häufig mehr als zwölf Prozent, Schlusslichter waren hier die Postbank und die Sparda Bank Berlin.

Der Unterschied zwischen dem günstigsten und dem teuersten Dispo ist mit 5,55 Prozentpunkten gewaltig – und für viele Kunden teuer. Schließlich überzieht fast jeder sechste Bundesbürger regelmäßig sein Girokonto, wie eine Bankenumfrage ergab – im Schnitt um 1180 Euro.

Beim Tagesgeld, das mittlerweile bei den großen Banken und Sparkassen kaum noch nennenswert verzinst wird, lag die Santander Consumer Bank vorne – mit durchschnittlich 1,46 Prozent Zinsen. Sie verwies auch die in dieser Kategorie traditionell vorne liegenden Direktbanken, auf die Plätze und zahlte etwa den viereinhalbfachen Zinssatz der Testverlierer Frankfurter Sparkasse und Berliner Volksbank mit 0,31 und 0,32 Prozent. Keßler rechnete beim Tagesgeld nur mit Konditionen für Stammkunden, Lockzinsen für Neukunden blieben außen vor, weil sie in der Regel nur für wenige Monate gelten.

Beste Adresse langfristig ist die ING-Diba

Bemerkenswert: Die DAB Bank als Testsieger beim Dispo lag beim Tagesgeldzins mit ihren 0,83 Prozent unter dem Durchschnitt. Umgekehrt gehörte die Santander Consumer Bank als spendabelstes Geldhaus beim Tagesgeld zu den überdurchschnittlich teuren Instituten beim Dispo. Ungewöhnlich ist das Keßler zufolge nicht, er weist darauf hin, dass Geldhäuser besonders attraktive Angebote in einer Kategorie finanzieren müssen – mit ungünstigeren Konditionen an anderer Stelle.

Die beste Adresse beim langfristigen Durchschnitt für Dispo und Tagesgeld war die ING-DiBa, die jeweils auf einem der vorderen drei Plätze landete.

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