Kirchhundem/Plettenberg. .
Hinter das große Fragezeichen, wie es mit den Dura-Werken für Leisten und Blenden weitergehen soll, hat der us-amerikanische Eigentümer des Automobilzulieferers gestern ein dickes Ausrufezeichen gesetzt: Die Dura Automotive Systems mit Sitz in Auburn Hills/USA bietet den 950 Mitarbeitern in Plettenberg (Märkischer Kreis), Kirchhundem-Selbecke und Finnentrop-Lehnhausen (beide Kreis Olpe) die Übernahme der drei Werke an. Ein „Exklusiv-Angebot“, wie ein Unternehmenssprecher gestern formulierte. Der Kaufpreis ist dabei symbolisch zu verstehen: ein Euro. Der Wert eines solchen Geschäfts lässt sich derzeit noch überhaupt nicht abschätzen.
Das Angebot aus Michigan schlug gestern im Sauerland ein wie die sprichwörtliche Bombe. Zumindest beim Dura-Betriebsrat und der Gewerkschaft; die betroffene Belegschaft soll erst heute in einer Mitarbeiterversammlung von der Kaufoption erfahren.
Der Mutterkonzern erhöht damit den Druck: Seit Wochen ist bekannt, dass die Eigentümer die Sparte Leisten und Blenden erheblich verkleinern wollen: Die Werke in Kirchhundem und Finnentrop sollten ganz geschlossen werden; in Plettenberg sollten kräftig Stellen gestrichen werden. Die Zukunft sieht der Mutterkonzern in der Konzentration auf „hochwertige Teile für Fahrzeuge im Premium- und Luxus-Segment“.
Die Verhandlungen mit der Arbeitnehmerseite über die künftige Strategie und eine notwendige Restrukturierung liefen seit Monaten. Ohne Ergebnis. Wohl auch ohne Annäherung. Die Arbeitnehmervertreter in Plettenberg und Kirchhundem verweigern sich dem Kahlschlag und der Konzentration, den die Eigentümer für unverzichtbar halten, um wieder wettbewerbsfähig zu werden – und wieder in die Gewinnzone zu kommen.
„Die Leisten- und Blendenproduktion in Plettenberg und Kirchhundem hat in den vergangenen fünf Jahren Verluste von über 100 Millionen Euro angehäuft, die von Dura aufgefangen wurden“, lässt der Eigentümer gestern mitteilen. Umso mehr erstaunt das Angebot an die Beschäftigten, mit dem Kaufpreis von einem Euro die drei Werke „praktisch schuldenfrei übernehmen zu können“, wie ein Unternehmenssprecher erklärte.
Es sind aber noch viele Fragen offen: Wie lange laufen die Verträge mit der Dura-Tochter noch? Was genau beinhaltet die Übernahme der Werke: Gehört der gesamte Maschinenpark dazu? Wie werden Verwaltung, Werkzeugbau, Entwicklung und Vermarktung organisiert.
Heute soll eine Delegation des Mutterkonzern zu weiteren Gesprächen anreisen.