Essen. . Für 2015 legte Chemiekonzern Evonik glänzende Zahlen vor. Vorstandschef Klaus Engel rechnet für das laufende Jahr aber mit einem Ergebnisrückgang.
Evonik-Chef Klaus Engel ist bester Laune: Der BVB Dortmund, den der Essener Chemiekonzern sponsert, ist am Vorabend bis auf fünf Punkte an den Fußball-Rivalen Bayern München herangekommen. Am Morgen danach präsentiert Engel glänzende Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr. Bei den Aussichten für 2016 tritt der Manager allerdings deutlich auf die Bremse.
Im Vorfeld der Bilanzpressekonferenz hatten sich Analysten mit positiven Prognosen bereits überschlagen. Seit gestern ist nun klar: Evonik steigerte im vergangenen Jahr das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) um 31 Prozent auf 2,47 Milliarden Euro. Das Konzernergebnis verbesserte sich sogar um 44 Prozent auf 1,128 Milliarden Euro. Zur großen Freude der Aktionäre um die Essener RAG-Stiftung und den Finanzinvestor CVC: Der Vorstand schlägt vor, die Dividende für 2015 von 1,00 auf 1,15 Euro pro Aktie zu erhöhen. „Damit bleiben wir ein verlässlicher Partner unserer Aktionäre“, sagt Evonik-Finanzchefin Ute Wolf. „In den vergangenen acht Jahren haben wir unsere Dividende jährlich um durchschnittlich zehn Prozent erhöht und dabei niemals reduziert.“
550 Millionen Euro eingespart
Vorstandschef Engel nannte eine Reihe von Gründen für das gute Geschäftsjahr 2015: So stieg Evonik komplett aus dem Immobiliengeschäft aus und verkaufte seinen Anteil von 10,3 Prozent an der Gelsenkirchener Wohnungsgesellschaft Vivawest an die RAG. Zudem senkte der Konzern die Kosten. „Wir haben uns im vergangenen Jahr nicht auf den Lorbeeren ausgeruht“, sagte Engel. So lief Ende 2015 das Effizienzsteigerungspotenzial „On Track 2.0“ aus, das mit einem Einsparvolumen von 550 Millionen Euro das ursprüngliche Ziel „deutlich übertroffen“ habe. Trotz gesunkener Rohstoffpreise sei es dem Evonik-Vertrieb gelungen, das Preisniveau zu halten und in einigen Produktbereichen sogar anzuheben.
Nach Einschätzung des Evonik-Chefs beflügelten aber auch globale Trends das Geschäft des Essener Spezialchemie-Konzerns. So steige mit der wachsenden Weltbevölkerung auch der Bedarf an tierischem Eiweiß spürbar. Mit einer zusätzlichen Methionin-Anlage in Singapur will Evonik Aminosäuren herstellen, die den weltweit steigenden Bedarf für Tiernahrung decken soll. Der Aufsichtsrat hatte erst am Mittwoch grünes Licht für die Investition gegeben.
Die Essener profitieren auch von einer steigenden Nachfrage nach Körperpflege-Produkten und Kosmetika. Evonik ist aber auch auf dem Feld der Ressourceneffizienz unterwegs. Spezialkieselsäuren in Pkw-Reifen sollen dafür sorgen, dass der Kraftstoffverbrauch gesenkt werden kann.
400 Millionen Euro in Deutschland investiert
Sorgenkind bei Evonik bleibt das Segment Werkstoffe (Performance Materials). Hier ging der Umsatz 2015 um zehn Prozent zurück. „Und auch für 2016 sind keine verbesserten Rahmenbedingungen in Sicht“, sagte Finanzvorstand Ute Wolf. In Marl und Antwerpen hatte Evonik die Kapazitäten etwa für Weichmacher-Alkohol erhöht.
Über 400 Millionen Euro und damit fast die Hälfte des Gesamtbudgets hat der Chemiekonzern im vergangenen Jahr in heimische Standorte investiert. In Witten soll 2018 eine neue Anlage für Spezial-Copolyester für Lebensmittelverpackungen entstehen. In Marl erweitert Evonik die Produktionskapazitäten für Pulver, das unter anderem im Wachstumsfeld 3D-Druck zum Einsatz kommt.
Zwei Milliarden Euro für Zukäufe
Nach dem sehr guten Geschäftsjahr 2015 blickt Konzernchef Engel mit gebremstem Optimismus auf das laufende. Er rechnet mit einem Rückgang des operativen Gewinns auf 2,2 Milliarden Euro. Engels Prognose fallender Preise und zurückgehender Geschäfte in China sorgte dafür, dass der Kurs der Evonik-Aktie am Donnerstag auf Talfahrt ging.
Evonik hält an seinen Plänen fest, weitere Chemieunternehmen zu kaufen. Nach Angaben von Finanzchefin Wolf sind dafür zwei Milliarden Euro in der Kasse.