Siegen/Olpe. . Die IHK Siegen zeichnet ein extrem unterschiedliches Bild über die Konjunkturaussichten in ihrem Bezirk - und ist insgesamt deutlich zurückhaltender in der Erwartung als die Nachbarkammer in Hagen und Arnsberg.
- IHK Siegen zeichnet extrem unterschiedliches Bild über die Konjunkturaussichten
- Maschinenbau und Stahl extrem zurückhaltend
- Automobilzulieferer optimistisch
Zwischen einem herrlichen, wolkenlosen Sommerhimmel und einem heftigen Gewitterregen liegen bisweilen nur Stunden. Im Bezirk der Industrie- und Handelskammer (IHK) Siegen sind es, im übertragenen Sinne, nur wenige Kilometer. Das sagt die jüngste Konjunkturumfrage der Einrichtung: Dabei zeigt sich nicht nur die unterschiedliche Struktur und damit Stimmung in den beiden Kammerbezirken Olpe und Siegen/Wittgenstein. Die IHK Siegen schätzt die Lage auch deutlich defensiver ein, als unlängst die beiden Nachbarkammern Südwestfalens in Hagen und Arnsberg.
Die vielleicht beste Nachricht vorweg: Mit 165.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten hat der Kammerbezirk einen Rekordwert erreicht. „Nie seit den 1980er-Jahren war die Beschäftigung höher“, erklärte Klaus Gräbener, Hauptgeschäftsführer der IHK. Die Wirtschaft brummt also offenbar. Allerdings auf unterschiedlichem Niveau im Kammerbezirk. „Die Unternehmen im Kreis Olpe, mit der Automobilzuliefererindustrie, sind optimistisch“, sagt Gräbener und spricht von „eitel Sonnenschein“.
Bei den Firmen im Bereich Maschinenbau, Gießereien und Eisenverarbeitung im Siegerland überwiegen hingegen massive Sorgen – also düstere Wolken, die am Konjunkturhimmel heraufziehen. Ein möglicher Erklärungsansatz: Der Weltstahlmarkt ist einerseits unter Druck, und bei SMS in Hilchenbach, einem der größten Arbeitgeber der Region, ist der Restrukturierungsprozess noch nicht abgeschlossen. Letzteres mochte die IHK zwar nicht kommentieren; die Auswirkungen der Unsicherheit bei dem Konzern liegen indes auf der Hand. Im Wittgensteiner Land herrscht bei den Unternehmen wieder ein „ausgeprägter, wenn nicht auch überschäumender Grundoptimismus“. Was Gräbener zu dem Fazit bringt: Selten sei „eine Konjunktureinschätzung am Jahresbeginn so gespalten wie derzeit“ gewesen.
Konflikte weltweit wirken auch auf die Wirtschaft in der Region
Der extrem gesunkene Ölpreis, der günstige Euro-Kurs und die niedrigen Zinsen schieben demnach die Konjunktur an, führen aber laut Gräbener nicht zu kräftigen Investitionen. Als Risiken für die Entwicklung führten Gräbener und Konjunktur-Experte Stephan Jäger die China-Schwäche, die Terrorgefahr und die Konflikte weltweit an. „Nicht auszudenken, wenn wieder flächendeckend Grenzkontrollen eingeführt würden“, warnte Gräbener vor einer Abschottung der „Exportnation Deutschland. Wir haben immer von internationalen Märkten gelebt“.
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Generell gelte: Unternehmen planen aktuell nur auf Sicht.