Nürnberg.

. Ob Bio-Smoothie, Bio-Burger oder Bio-Milch: Die Deutschen lassen sich Bio schmecken. Im Jahr 2015 haben sie 8,62 Milliarden Euro für Ökolebensmittel ausgegeben – und damit elf Prozent mehr als im Jahr zuvor. Das zeigen die Zahlen, die der Branchenverband, der Bund für Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), am Mittwoch in Nürnberg veröffentlichte. Dort findet noch bis Ende dieser Woche die größte Bio-Messe der Welt statt.

Die Zeiten sind vorbei, in denen in Läden mit Namen wie „Löwenzahn“ oder „Haferstich“ noch eine Portion Bewusstsein und Weltverbesserung mit in die Jutetasche gepackt wurden. Heute tragen die Menschen Birkenstocks zur Designerhose, fahren mit spritfressenden Autos vor dem Bioladen vor, kaufen Bio-Eier beim Discounter. Der wichtigste Grund für das Wachstum allerdings: Die herkömmlichen Lebensmittelketten, darunter vor allem die Discounter, haben mehr Bio-Produkte ins Sortiment aufgenommen. Sie weiten das Gemüseregal aus und verkaufen mehr Fleisch und Milchprodukte in Bio-Qualität.

Nur zwischendurch ist immer mal wieder das Entsetzen groß, wenn ein Ökovorzeigebetrieb wie die Hermannsdorfer Landwerkstätten seine Sauen offenbar doch nicht artgerecht gehalten hat oder Ökoolivenöl bei der Stiftung Warentest durchfällt.

Die Milch vom Ökohof ist derzeit zum Beispiel so beliebt, dass die deutschen Bio-Bauern mit dem Nachschub nicht nachkommen. So wird Bio-Milch aus Dänemark und Bio-Käse aus Österreich herangekarrt. Professor Ulrich Hamm leitet das Fachgebiet Agrar- und Lebensmittelmarketing an der Universität Kassel. Er sagt: „Wir könnten mehr Bio verkaufen, wenn wir mehr Bio hätten.“ Die hiesigen Bauern weiten die Bioproduktion nur sehr langsam aus. Denn die Umstellung eines Hofes ist nicht so einfach. Die Bauern müssen etwa in den Umbau ihrer Ställe investieren. Sie dürfen den Acker, auf dem sie das Futter anbauen, nicht mehr künstlich düngen. Und dann müssen sie zunächst eine Weile nach strengen Vorgaben produzieren, bevor sie ihre Produkte auch als Bio vermarkten dürften.