An Rhein und Ruhr. . Wachsende Übernachtungszahlen haben dafür gesorgt, dass sich die Branche zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor entwickelt. Experten sehen Potenzial.

Der Tourismus in Nordrhein-Westfalen meldet stetig Zuwächse. 14,3 Millionen Gäste waren es in den ersten acht Monaten dieses Jahres (+3,1%), die Zahl der Übernachtungen stieg auf 32,4 Millionen (+2,5%). 2015 könnte das sechste Rekordjahr in Folge werden. Ein solche Entwicklung schlägt sich in der Kasse nieder. „Die vielen Gäste, die zu uns kommen, sorgen für erhebliche Umsätze und sichern damit Einkommen und Arbeitsplätze – auch in anderen Branchen“, sagt Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD).

Eine gestern auf dem Tourismustag in Köln vorgestellte Studie liefert die passenden Zahlen dazu. Sie zeigt, dass sich der Tourismus zu einem bedeutenden wirtschaftlichen Faktor entwickelt hat. Waren und Dienstleistungen im Wert von 41,1 Mrd Euro haben Touristen demnach im Jahr 2013 in NRW konsumiert. Mit 424 000 direkt in der Branche Beschäftigten gibt der Tourismus etwa so viel Menschen Arbeit wie das Baugewerbe oder die Öffentliche Verwaltung. Rechnet man Handwerker im Hotel und Zulieferer wie Bäckereien noch dazu, leben sogar 573 000 Menschen vom Tourismus. Erstellt wurde die Studie durch das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung und die Fachhochschule Westküste, im Auftrag von Tourismus NRW.

Verweildauer verlängern, Events stärker bewerben

Für die Branche indes steht fest: das ist noch keineswegs das Ende der Fahnenstange, im Tourismus steckt noch viel Potenzial.

Beispiel Niederrhein: 7000 Festangestellte arbeiten in Hotels und Gaststätten, 12 000 Saisonkräfte kommen hinzu. Zuletzt zählte die Region knapp zwei Mio Übernachtungen pro Jahr. Rein rechnerisch bleibt ein Gast 2,5 Nächte. „Wir sind immer noch Kurzurlaubsgebiet“, sagt Martina Baumgärtner vom Niederrhein Tourismus. Mit ihren Leuten will sie darauf hin arbeiten, dass die Verweildauer länger wird und Touristen auch den Winter am Niederrhein für sich entdecken. „Während Frühjahr und Herbst bei uns schon stark sind, ist da noch Luft“, sagt Baumgärtner.

Beispiel Ruhrgebiet: Knapp 7,4 Mio Übernachtungen zählte die Region im vergangenen Jahr. Eine bereits im Juni vorgestellte Studie geht von 5,5 Mrd Euro Brutto-Umsatz im Jahr aus – wobei Ruhrtourismus-Chef Axel Biermann überzeugt ist, dass diese Zahl noch höher ausfällt, wenn die Studie damals nach der gleichen umfassenden Methode erstellt worden wäre wie jetzt die Untersuchung im Auftrag von Tourismus NRW. Gerade im Tagungstourismus habe man zuletzt sehr gut zugelegt, so Biermann im Gespräch mit der NRZ. Noch stärker punkten will man künftig durch eine bessere Vermarktung von Events. Der Ruhrtourismus-Chef nennt Beispiele: Die Ruhrtriennale etwa ziehe schon jetzt viele Gäste von auswärts. Beim Klavierfestival Ruhr aber, ebenfalls ein absoluter kultureller Hochkaräter, lasse sich der Anteil auswärtiger Gäste noch steigern, glaubt Biermann. Gleiches gelte für das Zeltfestival Ruhr. Überdies setzen die Revierwerber weiter auf den Magneten Industriekultur, der auswärtige Gäste anziehen soll.

Unterstützung für den Tourismus insgesamt kommt von Landesseite. 55 ausgewählte Projekte aus ganz NRW, z. B. aus dem Bereich Natur- oder Gesundheitstourismus kommen in den Genuss von insgesamt elf Millionen Euro Fördergeldern (die NRZ berichtete). Eine Vermarktungsoffensive soll vor allem mehr Besucher aus den Beneluxstaaten, Großbritannien und Polen locken.