Lünen/Hagen. . In Lünen entsteht der weltgrößte Stromspeicher aus 1000 ausgedienten Autobatterien. Beim Spatenstich mit dabei: Daimler-Chef Dieter Zetsche.
Als die Sonne hinter Deutschlands höchstem Kühlturm unweit der Lippe bei Lünen untergeht und es sich anschickt, dunkel zu werden, wird es spannend. Fünf Herren in Maßanzügen greifen gestern zum Werkzeug, das so gar nicht zu ihrem feinen Zwirn passt: Spatenstich für den weltgrößten Stromspeicher aus alten Elektroauto-Akkus.
Die Anlage entsteht auf dem Gelände des Recyclingunternehmens Remondis in Lünen, dem Lippewerk zwischen Lippe und Datteln-Hamm-Kanal. Anfang nächsten Jahres soll sie ans Netz gehen. Die Leistung der XXL-Batterie: 13 Megawatt. „Das reicht, um eine Stadt wie Lünen mit 85 000 Einwohnern eine Stunde lang mit Strom zu versorgen“, zeigt Daimler-Chef Dieter Zetsche die Dimension auf; der Autokonzern mit dem Stern ist einer der vier Beteiligten an dem Gemeinschaftsunternehmen und steuert die Akkus bei.
Was hat nun der Stromkunde von dem Batteriespeicher? – „Er ist ein Beispiel, wie die Energiewende zum Erfolg geführt werden kann“, lobt Uwe Beckmeyer, Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium. Denn: Die Anlage soll einerseits Schwankungen im Stromnetz ausgleichen, etwa wenn die Einspeisung aus regenerativer Energie aus Sonne und Wind zu niedrig ist oder Spitzenlasten auftreten. Zudem finden rund 1000 ausgediente Akkus aus der zweiten Generation der Kleinwagenserie Smart eine zweite Verwendung. Sie werden, vergleichbar mit einem Hochregallager, als Module in einer Halle (40 mal 90 Meter) eingelagert, verbunden und bilden die Großbatterie. Die Vermarktung des gespeicherten Stroms über die Strombörse übernehmen die beiden Dienstleister The Mobility House und die Getec-Gruppe, die mit Daimler und Remondis die Anlage als Joint Venture betreiben.
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„Bis zu zehn Jahre“, so Dieter Zetsche, könnten die Akkus noch in ihrem zweiten Einsatz in Lünen verwendet werden.
Wenn die Akkus dann endgültig ihr Leben ausgehaucht haben, kommen sie, nur wenige hundert Meter entfernt, auf dem Remondis-Gelände in die Wiederverwertung. „Wir haben eine große Erfahrung damit, Elektroschrott auseinanderzurupfen“, umschreibt Klemens Rethmann, Vorstandssprecher der Rethmann-Gruppe, die hinter Remondis steht: Die Akkus werden geschreddert und die Wertstoffe herausgefiltert und wiederverwendet. Eine geschlossene Wertstoffkette, ein für Remondis typisches Stoffrecycling. So wird auf dem Gelände des Lippewerks auch aus Schlacke das Restmetall rausgeholt oder aus Tier- und Schlachtabfällen Biodiesel gewonnen. Recycling im industriellen Maßstab.
Der Speicher in Lünen soll ein Anfang sein; weitere seiner Art sollen folgen. Dass es künftig ausreichend ausgediente Akkus aus Elektroautos geben wird, daran hat Daimler-Chef Zetsche offenbar keinen Zweifel: Der Konzernchef setzt darauf, dass die Zahl der E-Autos steigt. Und wirbt für die Antriebsart: „E-Autos sind leise, umweltfreundlich und haben einen schnellen Antritt“. Die steigende Nachfrage soll auch die Preise fallen lassen; schon im nächsten Jahr sollen die Batterien um 20 Prozent günstiger werden, kündigte Zetsche an.