. Hinweise auf illegale Nutzung von Abgassoftware gingen bei beim Autobauer VW offenbarschon 2007 und 2011 ein. Das Kraftfahrtbundesamt setzt Volkswagen unter Zeitdruck.

Die weltweit elf Millionen VW-Fahrer, in deren Autos manipulierte Abgassoftware verwendet wird, sollen rasch Nachricht vom Konzern erhalten. Ein Nachbesserungsprogramm sei in Vorbereitung, sagte ein Sprecher in Wolfsburg. Mit der internen Aufarbeitung des Skandals wird der neue Volkswagen-Chef Matthias Müller eine Weile länger brauchen. Nach Medienberichten waren VW-Verantwortliche schon seit mehreren Jahren darüber im Bilde, dass rechtswidrige Software in Dieselautos zum Einsatz kamen.

Bereits 2011 habe ein Mitarbeiter darauf hingewiesen, dass die Software einen Rechtsverstoß darstellen könnte, schreibt die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ unter Verweis auf den Prüfbericht. Das Papier sei dem Aufsichtsrat bei seiner Sitzung am Freitag, die mit der Absetzung von VW-Chef Martin Winterkorn endete, vorgelegt worden.

Mitarbeiter-Warnung schon 2011

Offen bleibt allerdings, warum die Warnung nicht ernst genommen wurde. Zumal die US-Umweltbehörde VW mit der Abgastest-Manipulation bereits im Mai 2014 auf die Schliche gekommen war. Sollte Managern nachgewiesen werden, dass sie in den Skandal direkt verwickelt sind, müssten sie mit strafrechtlichen Konsequenzen und Schadenersatzforderungen rechnen, heißt es. Ein Volkswagen-Sprecher wollte den Bericht am Sonntag nicht kommentieren.

Nach Recherchen der „Bild am Sonntag“ gab es überdies bereits 2007 Hinweise darauf, dass die Diesel-Software im Testmodus günstigere Abgaswerte misst als während der Fahrt. So sei die interne Revision auf ein brisantes Dokument gestoßen: Der Zulieferer Bosch habe 2007 in einem Schreiben an den VW-Konzern vor einer illegalen Verwendung seiner Technik zur Abgasnachbehandlung gewarnt. Bosch habe die Software an Volkswagen geliefert, die allerdings nur für Testzwecke und nicht für den normalen Fahrbetrieb vorgesehen gewesen sei. Der Zeitung zufolge teilte der Zulieferer damals den Wolfsburgern ausdrücklich mit, dass der geplante Einsatz gesetzeswidrig sei.

Bosch äußerte sich am Sonntag nicht dazu. „Wir sind gegenüber VW zu Vertraulichkeit verpflichtet“, sagte ein Bosch-Sprecher in Stuttgart.

Kraftfahrtbundesamt setzt VW eine Frist

Unterdessen setzt das Kraftfahrtbundesamt nach Angaben des Bundesverkehrsministeriums Volkswagen unter Druck: Bis zum 7. Oktober müsse das Unternehmen einen verbindlichen Maßnahmen- und Zeitplan vorlegen, bis wann die Fahrzeuge auch ohne Manipulationssoftware die verbindliche Abgasverordnung einhalten können. Sollte VW der Aufforderung nicht nachkommen, dürften die betroffenen Autos nicht mehr verkauft und bewegt werden.

„Wir arbeiten an einer Lösung, die wir mit den Behörden abstimmen werden“, sagte ein VW-Sprecher dazu. Die betroffenen Dieselkunden – 2,8 Millionen in Deutschland und elf Millionen weltweit – sollten schnellstmöglich informiert werden. Ob dies direkt oder über die Händler geschehen werde, stimme man derzeit ab. Bereits am Samstag hatte Volkswagen angekündigt, die betroffenen Fahrzeuge würden auf Kosten des Konzerns nachgebessert. Der Sprecher erklärte, auf VW komme ein „gewaltiger“ finanzieller Aufwand durch die Rückrufaktion zu.

Dudenhöffer: „Halbe Lösung“

Der Duisburger Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer begrüßte am Sonntag die Berufung des bisherigen Porsche-Chefs Matthias Müller an die Spitze von VW. „Müller hat die Fähigkeiten, den Scherbenhaufen aufzusammeln“, so der Professor. Dennoch spricht Dudenhöffer von einer „halben Lösung“ und kritisiert den Plan, den heutigen VW-Finanzchef Hans Dieter Pötsch im November zum Aufsichtsratschef des angeschlagenen Konzerns zu wählen. Pötsch sei „belastet“, weil er es versäumt habe, die VW-Aktionäre frühzeitig über die Gefahren des Dieselskandals zu informieren. Zudem, erklärte Dudenhöffer, stehe Pötsch für „das alte System“, das Volkswagen eigentlich überwinden wolle und müsse.