Frankfurt/Main. . Falschgeld-Rekord in Deutschland. Im ersten Halbjahr 2015 ist die Anzahl der Blüten um fast ein Drittel angestiegen. Die Bundesbank gibt sich aber gelassen, denn insgesamt bleibt das Niveau niedrig.
Die Bundesbank beschwichtigt zwar, aber noch nie seit der Einführung des Euro-Bargeldes vor 13 Jahren wurden in einem Halbjahr in Deutschland so viele Blüten entdeckt wie in den ersten sechs Monaten 2015. Die Zahl erhöhte sich gegenüber dem zweiten Halbjahr 2014 um fast ein Drittel auf rund 50 500 gefälschte Euro-Scheine.
Dabei wird das Internet immer wichtiger. Dort bieten offenbar vor allem chinesische Händler auf illegalen Plattformen gefälschte Scheine und Hologramme an, die zur Herstellung von Blüten notwendig sind. Und über diese Wege besorgen sich nicht nur „Profis“ gefälschte Scheine, sondern nach Erkenntnissen des Bundeskriminalamtes und der Bundesbank zunehmend auch junge Leute, die die Scheine auch schon mal im Klassenzimmer streuen.
Zwar dominieren nach wie vor organisierte Fälscherwerkstätten und Profi-Banden aus Südeuropa das Geschäft mit Blüten, aber der Verkauf von gefälschten Hologrammen über das Internet lockt nach Erkenntnissen der Bundesbank auch Laien an. Fast jeder zehnte nachgemachte 50iger wurde zuletzt mit solchen Hologrammen versehen. Fälschen sei früher quasi ein Handwerk gewesen, heute könne potentiell jeder Blüten herstellen, heißt es bei der Bundesbank.
Allerdings stoßen die Notenbanker immer wieder auf Fälle, über die sie nur den Kopf schütteln können. Zwei Mal wurde in den vergangenen Monaten mit einem 300-Euro-Schein bezahlt, ohne dass die Beschäftigten an der Kasse stutzig wurden. Eine 300-Euro-Note gibt es gar nicht. In einem anderen Fall landete ein Gutschein aus einem Bierzelt beim Frühlingfest in Stuttgart, der einer 10-Euro-Banknote zwar ähnlich sah, aber trotzdem als Gutschein klar erkennbar war, wieder bei der Bundesbank.„Der muss durch viele Hände gelaufen sein und niemand hat bemerkt, dass es sich gar nicht um einen 10-Euro-Schein handelt. Auch nicht die Geschäftsbank“, sagt ein Notenbank-Sprecher. Wie in anderen Fällen auch, trägt den Schaden die- oder derjenige, die oder der den Schein annimmt. In diesem Fall die Geschäftsbank. Insgesamt ist nach Angaben der Bundesbank im ersten Halbjahr durch Blüten ein Schaden von 2,2 Millionen Euro entstanden.
Trotz des starken Anstiegs sieht die Bundesbank keinen Grund zur Sorge. Auf 10 000 Einwohner kämen nur zwölf gefälschte Banknoten, in der Eurozone insgesamt seien es 27. Rein statistisch müsse man 833 Jahre alt werden, um einmal im Leben auf eine Blüte zu stoßen, sagt Thiele. Trotzdem müssten Notenbanken und Polizei den Kampf gegen Falschgeld weiter verstärken.
Noch stärker als in der Vergangenheit konzentrierten sich die Fälscher auf 20 und 50 Euro-Banknoten. Bei den in Deutschland sichergestellten Blüten entfällt auf diese Stückelung ein Anteil von fast 90 Prozent. Im ersten Halbjahr waren fast 20.800 gefälschte 20iger, knapp 24.400 gefälschte 50iger. Ähnlich ist es in der Eurozone: Bei 454.000 Blüten - bei einem Umlauf von insgesamt 17 Milliarden Banknoten - machen diese beiden Scheine rund 86 Prozent aller Fälschungen aus, wobei auf den 20iger sogar knapp 55 Prozent entfallen.
Bundesbanker Thiele ist sich sicher, dass es die Fälscher ab 25. November schwerer haben werden: Dann kommt auch der 20 Euro-Scheine der neuen Europa-Serie in Umlauf und ersetzt die alten Banknoten. Bei diesen Scheinen gebe es einen erheblich besseren Fälschungsschutz unter anderem mit einen neuen Hologramm-Fenster. Der 5er und der 10er aus der neuen Serie haben die EZB und die nationalen Notenbanken bereits im Mai 2013 und im September 2014 eingeführt. Bei diesen Stückelungen wurden im ersten Halbjahr in Deutschland insgesamt rund 1.300 Blüten registriert. Auch der neue 50iger ist in Vorbereitung.