An Rhein und Ruhr. .
Zwischen den Discounterketten Aldi und Lidl tobt ein Preiskampf. Im Mittelpunkt des Geschehens stehen die Markenprodukte, die beide Unternehmen führen. „Der Konflikt zwischen Aldi und Lidl verschärft sich, weil Aldi jetzt immer mehr Markenprodukte anbietet. Bislang war das die Domäne von Lidl. Jetzt macht Aldi dem Rivalen hier mit Kampfpreisen Konkurrenz“, berichtet Denise Klug vom Handelsanalysten Planet Retail.
Auch die Supermärkte bekommen die Auswirkungen zu spüren
Es gibt viele Beispiele: Aktuell kostet eine 1,25-Liter-Flasche Coca-Cola bei Aldi und Lidl in Essener Filialen 89 Cent, 450 Gramm Nutella liegen bei 95 Cent und zehn Milchschnitten gibt es für 1,99 Euro. Auch die Preise für Markenwaschmittel und Pflegeprodukte befinden sich im Sinkflug. Auch die Preise von Funny Frisch Kartoffel-Chips, Lenor, o.b. Tampons oder Wrigley-Kaugummis sollen unter Druck geraten sein.
Das wohl auffälligste Beispiel in den vergangenen Monaten: Der Preis für eine Dose des Energy Drinks Red Bull (0,25 Liter) ist von 1,49 Euro auf 49 Cent gesunken.
Thomas Roeb von der Hochschule Bonn Rhein-Sieg geht davon aus, dass die Preise dauerhaft niedrig bleiben. „Es wird sich niemand trauen, den Preis einseitig zu erhöhen. Wenn aber alle Wettbewerber gleichzeitig den Preis anheben, würde das bestimmt das Kartellamt auf den Plan rufen“, sagte Roeb der NRZ. Doch auch die Discounter selbst stehen unter Druck. Nach einer aktuellen GfK-Untersuchung haben die Anbieter insgesamt in den ersten fünf Monaten dieses Jahres spürbar Marktanteile an die „klassischen Supermärkte“ verloren.
Die Auswirkungen des Preiskampfs bekommen aber auch Supermarktketten wie Edeka und Rewe zu spüren. Nach Einschätzung von Experten muss die Konkurrenz bei den Preissenkungen in der Regel nachziehen. „Aldi provoziert Preissenkungen, weil sie sich diese am ehesten leisten können“, erklärt Roeb. „Allerdings hat das Unternehmen in der Vergangenheit nicht den langen Atem gehabt, den Preis solange niedrig zu halten, bis bei der Konkurrenz Probleme aufgetreten sind.“
Neue Kundengruppensollen erschlossen werden
Handelsexpertin Klug rechnet mit weiteren Preissenkungen. „Der Kampf ist nicht vorbei“, sagt sie. Aldi werde das Angebot an Markenartikeln Schritt für Schritt weiter ausbauen, um neue Kundengruppen zu erschließen und dabei wohl auch weiterhin die Konkurrenz mit aggressiven Preisen unter Druck setzen.
Das Fachblatt „Lebensmittel Zeitung“ sprach von einem „regelrechten Erdbeben“, das die Markenlistungen von Aldi ausgelöst hätten.
Aber wie finanzieren Aldi, Lidl und Co. die niedrigen Preise? „Entweder schlägt Aldi bei den eigenen Marken etwas drauf oder verzichtet auf Ertrag“, glaubt Roeb. Die dritte Möglichkeit wäre, dass bereits mit den Lieferanten niedrigere Preise ausgehandelt werden könnten.
Mögliche Gründe sieht der Experte beim Umsatzwachstum. „Sowohl Aldi Süd als auch Aldi Nord haben damit zu kämpfen“, sagt Thomas Roeb. So könnte der neue Preiskampf eine weitere Strategie sein, um die Umsätze nach oben zu schrauben. Seinen Status als Preisführer hätte Aldi allerdings verloren. „Die anderen Unternehmen ziehen bei den niedrigen Preisen immer nach“, so Roeb.