Essen. . Zwischen Aldi und Lidl tobt ein Preiskampf. Die Discounter nehmen zunehmend Markenprodukte wie Coca-Cola, Nivea oder Kinderschokolade ins Sortiment

Ob Coca-Cola, Kinderschokolade oder Nivea – Markenartikel erobern die Discounter. Was die Kette Lidl schon seit vielen Jahren in ihre Unternehmensstrategie aufgenommen hat, hält auch beim Konkurrenten Aldi immer mehr Einzug.

Entsprechend voll mit Markenartikeln sind die Regale bei Lidl. Der Discounter hat seine Vorreiterrolle genutzt. Melitta-Kaffee, Veltins-Bier, Haribo-Goldbären und Pizza von Dr. Oetker – Lidl bietet die ganze Palette an. Seit einiger Zeit zieht Aldi nach. Prominentester Name war vor etwa 18 Monaten Coca-Cola. Wie die Kon­kurrenz von Lidl führt Aldi die Traditionsmarke jetzt im Sortiment. Der Preis ist bei beiden gleich. Die 1,25 Liter-Flasche kostet 89 Cent. Wie sehr der Preiskampf die beiden Unternehmen prägt, zeigt das Beispiel Red Bull. Kostete eine 0,25 Liter Dose des Energy Drinks zu Jahresbeginn noch 1,49 Euro, so ist der Peis mittlerweile auf 49 Cent gesunken. Und der Energydrink blieb nicht das einzige betroffene Produkt. Auch die Preise von Funny-Frisch-Kartoffel-Chips, Lenor, o.b.-Tampons oder Wrigley-Kaugummis gerieten unter Druck. Das Fachblatt „Lebensmittel Zeitung“ sprach von einem „regelrechten Erdbeben“, das die Markenlistungen von Aldi ausgelöst hätten.

Aldi bestimmt den Markt

„Wenn Aldi die Preise senkt, sehen sich die anderen gezwungen nachzuziehen“, sagte Ute Holtmann vom EHI Retail Institute dieser Zeitung. Thomas Roeb von der Hochschule Bonn Rhein-Sieg erläutert dazu: „Aldi provoziert Preissenkungen, weil sie sich diese am ehesten leisten können.“ Allerdings habe Aldi in der Vergangenheit oft nicht die Ausdauer gehabt, die Preissenkung solange durchzuhalten, bis die konkurrierenden Unternehmen dadurch Probleme bekommen hätten. „Aldi könnte viel länger die Luft anhalten, tut es aber nicht. Mal sehen, wie es diesmal ist“, sagt Roeb. Grundsätzlich glaubt er aber auch, dass die Niedrigpreise eine längere Zeit andauern würden.

Aber wie finanzieren Aldi, Lidl und Co. die niedrigen Preise? „Entweder schlägt Aldi bei den eigenen Marken etwas drauf oder verzichtet auf Ertrag“, vermutet Roeb. Die dritte Möglichkeit wäre, dass bereits mit den Lieferanten niedrigere Preise ausgehandelt werden.

Mögliche Gründe für die Strategie sieht der Experte beim Umsatzziel. „Sowohl Aldi Süd als auch Aldi Nord haben damit zu kämpfen“, sagt Thomas Roeb. So könnte der neue Preiskampf eine weitere Strategie sein, um die Umsätze nach oben zu schrauben. Den Status als Preisführer habe Aldi allerdings verloren, sagt Roeb: „Die anderen Unternehmen ziehen bei den niedrigen Preisen immer nach.“