Essen. . Die Ernte steht an. Wintergerste und Weizen sind vielerorts zu früh gereift. Dauerregen in den USA treibt den Preis aber auch in Deutschland nach oben.

Die Hitzewelle hat dem Weizen und der Wintergerste nicht gut getan. Auch der starke Regen in den Tagen danach war für die Ernte nicht unbedingt förderlich. „Es klingt widersprüchlich, aber wir brauchen die Trockenheit, um zu ernten, und den Regen, damit alles gut wächst,“ sagt Bernhard Rüb, Pressesprecher der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen.

Und obwohl es in den letzten Tagen oft von einem Extrem ins andere wechselte, können sich die Landwirte Hoffnungen auf ein finanziell gutes Jahr machen: „In den USA hat es in den letzten Tagen so viel geregnet, dass dort keine Ernte eingefahren werden konnte“, so Rüb. Die Folge: Die Preise, die in Chicago gemacht werden, sind stark gestiegen. Davon könnten auch die Landwirte hierzulande profitieren.

Steigerung um 30 Euro seit Mai pro Tonne Weizen

„Es ist nicht so, dass die Börse in Chicago die Preise bestimmt, aber sie schätzt sie ein“, erläutert Rüb. Aktuelle Prognosen, die den Preis bis Ende des Jahres umfassen, liegen bei rund 195 Euro pro Tonne Weizen. Das ist eine Steigerung um 30 Euro seit Mai.

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Letztlich würden aber die Landwirte selbst die Preise mit ihren Abnehmern aushandeln. „Beim Abschluss der Verträge dient der Börsenstand aber immer als Gradmesser“, so Rüb. Wie viel Gewinn damit letztlich erzielt werden kann, lässt sich jetzt aber noch nicht absehen. Denn aktuell würden die Mühlen nicht einkaufen, sondern den Markt beobachten. „Es wird aktuell viel spekuliert“, weiß Bernhard Rüb.

Während die Amerikaner also mit dem Regen so ihre liebe Mühe haben, hat den deutschen Landwirten die Hitze der vergangenen Tage zu schaffen gemacht. „Dadurch, dass es so heiß war, sind Wintergerste und Weizen zu schnell gereift“, sagt Bernhard Rüb. Etwas mehr Regen hätte der Ernte gut getan. Hier müssen die Bauern also mit Einbußen rechnen, die dann aber durch erwähnte Probleme in den USA finanziell aufgefangen werden könnten.

Der auf die Hitze folgende Regen hat das Abmähen der Wintergerste dann zunächst stagnieren lassen. „Im Rheinland sind 50 Prozent der Ernte eingefahren, in Westfalen-Lippe erst neun Prozent“, zieht Rüb ein Zwischenfazit. Er hofft, dass die Maschinen jetzt wieder auf Hochtouren laufen können, ehe der nächste Regen kommt.

Mais trotzt dem Wetter

Und auch Landwirt Hermann-Josef Enbergs, der in Bottrop-Kirchhellen einen Hof betreibt, wird erst in der kommenden Woche mit der Ernte der Wintergerste beginnen, die Weizenfelder können in circa zwei Wochen gemäht werden: „Wir sind zwar früher dran in diesem Jahr, dafür rechne ich mit einer weniger ertragreichen Ernte“, sagt Enbergs. Wie sich das finanziell auswirkt, kann er noch nicht abschätzen. Dadurch, dass er sein Getreide an seine Tiere verfüttert, könne er sogar finanzielle Einbußen gering halten.

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Optimistischer ist Enbergs bei der Maisernte, die weniger wetterabhängig ist. „Unsere Frühsaat vom April hat sich gut entwickelt, die zweite Saat ist zwar direkt in die Trockenzeit Ende Mai gefallen, mit ein bisschen Wasser wird die sich aber gut entwickeln“, sagt er.

Meteorologe Norbert Becker-Flügel von der Meteo-Group Bochum kann zudem etwas Entwarnung geben. „In den kommenden Tagen wird es ab und zu regnen, die Landwirte wird das aber nicht besonders beeinträchtigen“, sagt er. Die Temperaturen sollen sich zwischen 20 und 25 Grad einpendeln, so dass keine Gefahr durch Hitze besteht.