Bad Neuenahr/Bonn. Der Post-Konzern und Verdi einigen sich nach sieben Verhandlungsrunden auf einen Tarifkompromiss. Die umstrittenen DHL-Regionalgesellschaften aber bleiben.
Nach einem vierwöchigen Dauerstreik ist der Tarifkonflikt bei der Deutschen Post gelöst. Drei Tage dauerte der Verhandlungsmarathon, bis der Konzern und die Gewerkschaft Verdi am Sonntagabend in Bad Neuenahr den Durchbruch bekanntgeben konnten. Der Poststreik soll in der Nacht von heute auf morgen um Mitternacht enden, teilte Verdi mit.
Die rund 140 000 Beschäftigten erhalten der Einigung zufolge zum 1. Oktober 2015 eine Einmalzahlung von 400 Euro sowie zum 1. Oktober 2016 zwei Prozent und zum 1. Oktober 2017 noch einmal 1,7 Prozent mehr Geld. „Wir konnten ein Gesamtpaket vereinbaren, das unseren Mitarbeitern Sicherheit und Perspektive bietet sowie gleichzeitig künftiges Wachstum ermöglicht“, sagte Post-Personalchefin Melanie Kreis. Verdi-Verhandlungsführerin Andrea Kocsis nannte den Abschluss ein „umfassendes Sicherungspaket für die Beschäftigten“. Nach dem harten Tarifkonflikt sollten jetzt alle Kollegen bei der Post wieder aufeinander zugehen, riet Post-Vorstand Jürgen Gerdes.
Verdi: Mit dem Abschluss „sehr zufrieden“
„Wir sind mit dem Abschluss sehr zufrieden“, sagte Kocsis. Eine zentrale Forderung in dem jetzt zu Ende gehenden Arbeitskampf konnte Verdi allerdings nicht durchsetzen. Es bleibt bei der Ausgründung von 49 Regionalgesellschaften bei der Pakettochter DHL. Die DHL Delivery GmbHs sind nicht an den Haustarifvertrag der Post gekoppelt und zahlen niedrigere Gehälter. In einem Interview mit dieser Zeitung hatte Postchef Frank Appel in der vergangenen Woche noch einmal unterstrichen, dass die Regionalgesellschaften nicht verhandelbar seien.
Verdi-Vize Kocsis zeigte sich dennoch zufrieden: „Es ist uns gelungen, die verbleibenden Paketzusteller in der Deutschen Post AG dauerhaft abzusichern. Das ist für die Betroffenen von großer Wichtigkeit.“ Nach Verdi-Angaben verbleiben nun rund 7650 Paketzusteller dauerhaft unter dem Dach der Post AG.
Streik dauerte vier Wochen
Neue Mitarbeiter werden zu schlechteren Bedingungen bei den Regionalgesellschaften angestellt. Dafür erhalten Beschäftigte, die zum Stichtag 1. Juli 2015 länger als 24 Monate ununterbrochen befristet eingestellt waren, bei Eignung ein unbefristetes Arbeitsverhältnis bei der Post.
Der Kündigungsschutz bei der Post, teilten die Tarifpartner mit, wird um vier Jahre bis Ende 2019 verlängert. Eine Vergabe von Brief- oder kombinierter Brief- und Paketzustellung an Fremdfirmen ist bis Ende 2018 ausgeschlossen.
Mit der Tarifeinigung geht ein langer Streik bei der Post zu Ende. Viele Haushalte haben über Wochen keine Briefe mehr erhalten. Das Unternehmen versicherte aber beharrlich, dass 80 Prozent der Sendungen bei den Empfängern angekommen seien. Um Zusteller im Ausstand zu ersetzen, schickte die Post auch Beamte und Leiharbeiter in die Zustellbezirke. In die Kritik geriet der Konzern, weil er auch sonntags Briefe und Pakete ausliefern ließ – zum Teil ohne vorher die nötigen Anträge gestellt zu haben.