Berlin. Viele Kunden kaufen Autos mit hohem Verbrauch. Um den Schadstoff-Ausstoß zu drosseln, soll die Automobil-Industrie demnächst Maßnahmen ergreifen.

Die Autos, die SUV genannt werden, sind derzeit die Lieblinge der Hersteller, weil sie bei so vielen Kunden begehrt sind. SUV steht für den englischen Begriff Sport Utility Vehicle, gemeint ist eine Mischung aus Geländewagen und Limousine.

In der Halbjahresbilanz, die das Kraftfahrt-Bundesamt am Donnerstag veröffentlichte, stachen sie heraus: Die SUVs waren bei den Neuzulassungen das einzige Segment, das im Vergleich zum Vorjahreszeitraum einen zweistelligen Zuwachs verbuchte: plus 14,1 Prozent. Exakt 167 753 SUVs rollten neu auf Deutschlands Straßen.

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"SUVs haben eine wachsende Bedeutung", das sei schon richtig, sagte dazu der Präsident des Verbands der Automobilindustrie (VDA), Matthias Wissmann, in Berlin. Besonders stark gefragt seien aber "kleine, effiziente SUVs".

Geländewagen ohne Gelände schädigen die Umwelt

Kritische Begleiter der Autoindustrie sehen das anders. Die Geländewagen, die indes selten im Gelände fahren, seien eine Umweltsünde. "SUV und Klimaschutz - der Widerspruch kann nicht größer sein", so formuliert das Andreas Hagenkötter, Vorstandsmitglied im Verkehrsclub Deutschland (VCD). Die bulligen Autos mit der hohen Sitzposition seien unnötig hoch motorisiert und schluckten entsprechend mehr Treibstoff.

Der Vorwurf der SUV-Gegner an die Adresse der Autohersteller lautet, diese machten mit modischen Autos hohe Gewinne. Zugleich sei aber das Jammern groß, wenn es darum gehe, die Grenzwerte des Treibhausgases CO2 zu erreichen. VCD-Autoexperte Gerd Lottsiepen wies darauf hin, wie relativ leicht der momentan gültige Wert von 130 Gramm CO2 pro Kilometer machbar sei: "Die Autohersteller haben den Flottengrenzwert zwei Jahre vor Frist und ohne Inanspruchnahme einer Mehrfachanrechnung von Elektroautos erreicht."

Vom Jahr 2020 ist für die Flotten der Hersteller ein Grenzwert von 95 Gramm gefordert. Bis dahin müssten möglichst viele Elektroautos auf den Markt, "sonst wird es eng", meinte VDA-Präsident Wissmann auf Nachfrage. Wie die nächsten Schritte aussehen, ist offen. Nach Worten Wissmanns gibt es keinen Grund zur Eile: "Nicht vor 2016/17 wird der Rahmen gesetzt für die Zeit bis 2030."

In China ist der Wettbewerb härter

Der Cheflobbyist lenkte bei der Halbjahresbilanz der Branche sein Augenmerk lieber auf den Weltmarkt und Handelsfragen. Global sehe es für die exportstarken deutschen Autobauer weiterhin gut aus. Allerdings nahm der VDA seine Prognose etwas zurück. Die Zahl der weltweit verkauften Autos werde statt um zwei wohl nur um knapp ein Prozent auf 76,6 Millionen steigen, sagte Wissmann voraus. Südamerika, Russland und Japan bremsten einen Aufwärtstrend aus, der von China, den USA und nun auch wieder Westeuropa getragen werde.

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Gerade in China werde der Wettbewerb härter, dort gebe es einen Preiskampf zwischen den Herstellern. "Wir können nicht erwarten, dass die Wachstumzahlen so weitergehen wie in den letzten zehn Jahren", führte der VDA-Präsident aus. Dennoch sei das Potenzial in China "noch längste nicht ausgereizt". Das zeige sich schon daran, dass derzeit auf 1000 Chinesen 61 Pkw kämen, auf 1000 Deutsche seien es 540 Autos.

In China werden die Autobauer ebenso mit den Umweltproblemen konfrontiert. Mittlerweile in acht chinesischen Metropolen gebe es wegen der großen Luftverschmutzung zeitweilige Fahrverbote, berichtete Wissmann. Ausgenommen sind Fahrzeuge, die sehr geringe oder keine Schadstoffe ausstoßen wie Elektrofahrzeuge. Auch auf dem größten Automarkt der Erde wird der CO2-Ausstoß damit zu einem entscheidenden Wettbewerbsfaktor. (dpa)