Mülheim. .
Siemens-Chef Joe Kaeser übt harsche Kritik am Protest gegen den geplanten Abbau von 950 Stellen im Mülheimer Dampfturbinen- und Generatorenwerk.
In einem Interview mit der Mitarbeiterzeitung „Siemens-Welt“ hebt Kaeser hervor, dass sich der Standort Mülheim beim Kampf gegen Arbeitsplatzabbau „besonders hervortut, wo ein einzelner Gewerkschaftsfunktionär uns sogar als weltfremd bezeichnet“. Damit zielt der Konzernchef auf eine Äußerung von Knut Giesler, dem Bezirksleiter der IG Metall in NRW, ab. In einem Interview mit der „Rheinischen Post“ hatte Giesler wörtlich gesagt: „Sich hinzustellen wie Herr Kaeser und denen zu sagen ,Ihr könnt ja mitgehen, wenn wir Eure Arbeitsplätze ins Ausland verlagern’, ist unanständig. Da agiert der Siemens-Chef völlig weltfremd und abgehoben.“
Nun schlägt Kaeser zurück: „Es gibt immer Einzelne, die versuchen, mit ideologischen Methoden einen Keil zwischen Management und Mitarbeiter zu treiben. Ich werde aber nicht zulassen, dass Funktionärsprofilierung auf dem Rücken unserer loyalen und fleißigen Mitarbeiter ausgetragen wird.“
Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten
Knut Giesler wollte sich auf Anfrage der NRZ derzeit nicht zu den Anschuldigungen Kaesers äußern. Die Reaktionen des Betriebsrats auf den verbalen Schlagabtausch ließen jedoch nicht lange auf sich warten. Nicht die IG Metall habe einen Keil zwischen Unternehmen und Belegschaft getrieben, sagte der Mülheimer Betriebsratsvorsitzende Pietro Bazzoli dieser Zeitung. „Die Pläne, die uns Siemens vorgelegt hat, haben die Mitarbeiter erschrocken. Für uns stellt sich eher die Frage, ob nicht eingesetzte Unternehmensberater mit seinem Abbaukonzept den Keil in den Konzern treiben“, so Bazzoli.
Weil aufgrund der Energiewende Aufträge besonders für große Gaskraftwerke ausbleiben, will Siemens weltweit 4500 Stellen in seiner Energiesparte abbauen. Der Löwenanteil entfällt auf das Werk Mülheim, das u.a. die Generatorenfertigung an den US-Standort Charlotte abgeben soll. Am 9. Juni plant die IG Metall einen Siemens-Aktionstag am Zoo Duisburg.