Peking plant Produktionsstopp für saubere Olympia-Luft. Der Bochumer Anlagenbauer Gea steht mit 85 weiteren Unternehmen auf einer roten Liste. Auch die Einreisebeschränkungen machen ausländischen Firmen zu schaffen

Essen/Peking. Für die perfekten Olympischen Spiele greift die chinesische Regierung zu Mitteln, von denen der Westeuropäer so manche drastisch nennen würde. Das bekommen auch ausländische Unternehmen im Reich der Mitte zu spüren. Einige wurden nun sogar aufgefordert, ihre Fabriken bis Ende September zu schließen, berichtet das Handelsblatt. Die Luft soll während der Spiele in und um Peking sauberer werden. Die Hauptstadt versinkt im Dauersmog.

Auf einer Liste mit 86 ausländischen Produzenten stehen auch sechs deutsche, darunter eine Fabrik des Bochumer Anlagenbauers Gea in Langfang. "Wir stehen in Verhandlungen mit den chinesischen Behörden", sagte Gea-Sprecher Marc Pönitz der WAZ, gab sich aber zuversichtlich. Man stehe zwar auf einer "Prüfliste von Unternehmen im Umkreis von 200 Kilometern um Peking". Es gebe aber "keine definitive Aufforderung, die Produktion einzustellen", so Pönitz - allerdings auch keine Genehmigung weiterzumachen.

Langfang ist eine Industriestadt 100 Kilometer südlich von Peking. Gea baut dort mit rund 250 Mitarbeitern Kühlelemente für Kraftwerke. "Die werden in den chinesischen Kraftwerken dringend gebraucht", sagt Pönitz. Deshalb und weil bei der Produktion "keine luftverschmutzenden Emissionen" entstünden, hofft er auf eine Genehmigung.

Maschinenfabrikant Hess aus Burbach hat die chinesischen Behörden mit einer ähnlichen Argumentation bereits überzeugt, sie wieder von der Liste zu streichen. Andere, etwa die Lack- und Farbenfabrik Wörwag oder die Weseler BYK Chemie dürften es schwerer haben. Unter Berufung auf Unternehmenskreise schreibt das Handelsblatt, einige Firmen wollten sich mit juristischer und politischer Hilfe wehren. Inzwischen beschäftige sich auch das Auswärtige Amt mit dem Vorgang.

Fast täglich quellen aus den Behörden neue Sicherheitsregeln und Verbote, die sich nicht nur auf den Alltag, sondern zunehmend auch auf die Wirtschaft auswirken. Schon seit Monaten macht die verschärfte Einreise-Praxis internationalen Unternehmen zu schaffen. Geschäftsleute, die zuvor unkompliziert und kurzfristig nach China fliegen konnten, kämpfen nun mit der Bürokratie: "Zeitaufwand und Kosten sind enorm", stellt die Europäische Handelskammer in Peking fest. Kongresse und andere Großveranstaltungen wurden abgesagt.

Reisebüros und Hotels, die sich für den Olympia-Sommer ursprünglich ein gutes Geschäft mit 500 000 internationalen Gästen erhofft hatten, klagen einen Monat vor Beginn der Spiele über schwache Buchungen. Pekings Tourismusbehörde zufolge sind die Vier-Sterne-Hotels nur zu 44 Prozent belegt, die Fünf-Sterne-Herbergen zu 77 Prozent.