Essen. Über Kickstarter können Gründer mit Hilfe der Internetgemeinde ihre Projekte finanzieren. Die Plattform startet jetzt auch in Deutschland.
Crowdfunding steckt in Deutschland noch immer in den Kinderschuhen. Die Idee, dass weder eine Bank noch ein einzelner Finanzier eine Geschäftsidee anschieben, sondern eine riesige Masse an Leuten, ist vor allem in den USA und Großbritannien groß. Jetzt drängt ein Pionier der sogenannten Schwarmfinanzierung auf den deutschen Markt. Das US-Internetportal Kickstarter macht es auch deutschen Gründern und Kreativen seit gestern möglich, ohne Umweg über die USA ihre Projekte zu finanzieren. Kickstarter könnte auch den deutschen Crowdfunding-Markt beflügeln.
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82 000 Projekte im Gesamtwert von 1,5 Milliarden Euro: Das ist die bisherige Bilanz des Unternehmens, das erst 2009 an den Start ging. Kickstarter ist neben Indiegogo die Finanzierungsplattform für Kreative, die Filme, Musik, eine Buch- oder Computerspiel-Idee verwirklichen wollen. Auch Journalisten versuchen dort, Geldgeber für Recherche-Projekte zu finden. Nur eine Minderheit findet aber genügend Investoren, um die vorher festgelegte Finanzierungssumme zu stemmen. Laut Kickstarter liegt die Erfolgsquote bei 38 Prozent.
Millionen für eine Smartwatch
Aufsehen erregte Kickstarter mit Projekten, die viele Millionen einsammelten, obwohl die ursprünglich angepeilte Projektsumme viel kleiner war. Beispiel Pebble Watch: Die Macher der Smartwatch, die Funktionen des Handys auf ihrem Bildschirm anzeigen kann, konnten sich 2012 vor Finanziers kaum retten. Ursprünglich war geplant, 100 000 Dollar einzusammeln, um das Projekt in die Tat umzusetzen. Nach gut einem Monat waren es 10,2 Millionen Dollar, die Uhr wurde kurze Zeit später gebaut. Als Pebble Anfang 2015 einen weiteren Aufruf für eine zweite Uhr startete, kamen sogar 20,3 Millionen Dollar zusammen. Angepeilt waren diesmal 500 000.
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Projekte wie diese lassen die Schwarmfinanzierung gerade für junge Unternehmen interessant erscheinen, möglichst schnell ohne viel Risiko und entsprechenden Aufwand an Startkapital zu kommen. Doch in Deutschland gibt es noch immer viele Vorbehalte gegen diese Art der Finanzierung von neuen Produkten oder Ideen.
Schon 600 Projekte online
Das beweist eine aktuelle Erhebung der Unternehmensberatung Ernst & Young (EY). Zwar habe sich das Volumen alternativer Finanzierungen innerhalb von zwei Jahren in Europa versechsfacht, heißt es dort. Der Löwenanteil entfiel aber auf britische Projekte. 2,34 Milliarden Euro sammelten Gründer aus dem Vereinigten Königreich ein, auf Deutschland entfielen nur 140 Millionen Euro. Deshalb sei hierzulande für alternative Finanzierungsmodelle noch viel Luft nach oben, so die Studie: „Das durchschnittliche jährliche Wachstum (in Deutschland) kommt mit 113 Prozent gerade an den europäischen Durchschnitt von 115 Prozent heran.“
Kickstarter könnte das ändern: Schon kurze Zeit nach dem Start des deutschen Angebots waren fast 600 Projekte online. Über den Erfolg entscheidet allerdings auch die Präsentation. Und da können sich Macher aus Deutschland noch viel von der US-Konkurrenz abschauen. Ein gut gemachtes Werbevideo ist das Mindeste, damit die Internetgemeinde die Geldbörse öffnet.