Essen. Wie gefährdet ist die Braunkohle – und mit ihr der Essener Konzern RWE? Die Prognosen von Experten und Forschungsinstituten gehen weit auseinander.
Der Kampf um die Braunkohle ist auch ein Kampf um die Zahlen. Entscheidend darüber, wie groß die Verwerfungen durch Gabriels Strafabgabe für alte Kohlekraftwerke sein werden, ist der künftige Preis an der Strombörse. Er liegt zurzeit bei extrem niedrigen 32 Euro je Megawattstunde. Das ist der Grund dafür, dass sich wegen des boomenden Ökostroms schlecht ausgelastete Kohle- und Gaskraftwerke kaum noch rechnen. Braunkohlekraftwerke werfen noch Gewinne ab, weil sie den günstigsten Brennstoff verstromen.
Kommt die Strafabgabe, hängt ihre Wirtschaftlichkeit vom Strompreis der Zukunft ab. Das Öko-Institut und Prognos, die Gabriels Pläne durchgerechnet haben, gehen wegen der Stromverknappung von einem deutlichen Anstieg auf 45 bis 50 Euro bis 2020 aus. Zu diesem Preis wären die meisten Braunkohlekraftwerke weiter rentabel.
Analysten etwa der Deutschen Bank, von UBS und Goldman Sachs erwarten einen weit geringeren Preisanstieg und folglich das Aus für viele Kraftwerke. Der Forward-Preis für 2020, also die Prognose der Märkte, liegt bei 37 Euro. Hinzu käme, dass durch die Stilllegung unrentabler Blöcke die Kosten für die übrigen steigen würden, weil sie dann allein den Tagebau samt Renaturierungskosten tragen müssten. Dadurch würden auch sie unrentabel, so die Befürchtung.