Wolfsburg. . Muss VW-Chef Martin Winterkorn gehen? Kandidaten für die Konzernspitze arbeiten schon jetzt im Un­ternehmen.

Volkswagen hat grundsätzlich den Anspruch, Mitarbeiter zu beschäftigen, die zur Spitze ihres Fachs gehören. Unabhängig vom aktuellen Konflikt zwischen Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch und dem Vorstandsvorsitzenden Martin Winterkorn steht in den nächsten Jahren im VW-Vorstand auf etlichen Positionen ein Generationswechsel an – aus Altersgründen. Kandidaten für die Konzernspitze arbeiten schon jetzt im Un­ternehmen. Eine Übersicht:

Rupert Stadler: Der 52-Jährige beerbte Winterkorn 2007 an der Vorstandsspitze der VW-Tochter Audi. Unter Stadlers Leitung liefern die Ingolstädter konstant gute Ergebnisse und sind der große Ergebnisbringer im VW-Konzern. So steuerte Audi im vergangenen Jahr 5,15 Milliarden Euro zum operativen Konzerngewinn bei. Das ist knapp ein Drittel. Stadler ist zwar gelernter Betriebswirt, allerdings zeigt er seit Jahren, dass er technische Themen bestens beherrscht. Audi ist ein technischer Innovationsträger im VW-Konzern. Er verfügt damit über beste Voraussetzungen für die VW-Vorstandsspitze. Zudem ist er noch vergleichsweise jung.

Matthias Müller: Auch der 61 Jahre alte Chef des Sportwagenbauers Porsche ist ein Kandidat für die Konzernspitze. Müller lernte einst bei Audi Werkzeugmacher, studierte danach Informatik und kehrte zu Audi zurück. In den Folgejahren sammelte er Erfahrungen in leitenden Funktionen bei VW, Seat und Lamborghini. Müller verfügt über hohe technische Kompetenz und kennt den VW-Konzern bestens.

Hans Dieter Pötsch: Der 64-Jährige ist seit 2003 Finanzvorstand bei VW. Er kennt das Unternehmen wie kaum ein anderer. Pötsch könnte daher sofort das Ruder übernehmen. Eine Berufung wäre wegen seines Alters allerdings nur eine Übergangslösung.

Winfried Vahland: Der 58-Jährige arbeitet seit 1990 im VW-Konzern. Vahland ist Wirtschaftsingenieur, verfügt sowohl über technische als auch über betriebswirtschaftliche Kenntnisse. Vahland war für die Marken Audi und VW tätig, seit 2010 ist er Skoda-Vorstandschef. Die tschechische VW-Tochter entwickelt sich wirtschaftlich sehr gut.

Andreas Renschler: Der 57-Jährige ist ganz neu im VW-Konzern, erst seit Februar verantwortet er im Vorstand das Nutzfahrzeuggeschäft. Renschlers Aufgabe ist es, die Nutzfahrzeugmarken Scania und MAN zu verzahnen. Eine herausfordernde Aufgabe, die aber die Chance für neue Perspektiven im Vorstand bietet, sollte Renschler seine Ziele erreichen.

Herbert Diess: Der 56-Jährige ar­beitet noch gar nicht für VW, und doch wird er als Kandidat für die Konzernspitze gehandelt. Der Maschinenbauer war zuletzt als Entwicklungsvorstand beim Premium-Autobauer BMW tätig. Bei VW soll er im Juli von Winterkorn die Leitung der Marke VW übernehmen – eine anspruchsvolle Aufgabe, nicht nur, weil die Marke sozusagen das Herz des Konzerns ist. Sie hat mit erheblichen Problemen zu kämpfen. Dazu gehören große Absatzschwierigkeiten in den USA, die neben China der weltweit wichtigste Automarkt sind. Sorge bereitet zudem die magere und sinkende Umsatzrendite. Sollte Diess die Kehrtwende bei VW schaffen, empfiehlt er sich unbedingt für höhere Aufgaben im Konzern.