Im Ruhrgebiet. . Vier Jahre und länger: Vor allem im Revier gibt es viele Hartz-IV-Langzeitbezieher. Universität Duisburg-Essen untersuchte Dauer des Leistungsbezugs.

Hartz IV ist eher selten etwas für nur kurze Zeit. Bundesweit sind fast drei Millionen Menschen schon länger als vier Jahre auf Arbeitslosengeld II und Sozialgeld angewiesen, das ist fast die Hälfte aller Empfänger (46,3%). Nur 22,4% benötigen weniger als zwölf Monate Unterstützung. Das hat das Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen jetzt bei einer Auswertung von Zahlen der Arbeitsagentur fürs Jahr 2014 ermittelt. Besonders viele Langzeitempfänger gibt es im Ruhrgebiet.

Zahlen aus ausgewählten Großstädten: 44 862 Personen waren in Essen mehr als vier Jahre auf Hilfe angewiesen (52,5% aller Empfänger), in Gelsenkirchen waren es 23 929 (51,7%), in Mülheim 9354 (49,8%) und in Oberhausen 13 756 (49,7%) – Zahlen, wie man sie sonst eigentlich nur aus den neuen Bundesländern kennt. Allerdings gibt es auch in Düsseldorf mit 31 807 Personen einen relativ hohen Anteil der Langzeitempfänger (50,4%). Gemessen an der Größe der Stadt ist die Zahl der Hartz-IV-Bezieher insgesamt aber deutlich niedriger als im Ruhrgebiet.

Rückkehr zu Hartz IV

„Für einen großen Personenkreis ist es äußerst schwierig, ein ausreichendes Einkommen zu erzielen und so der Bedürftigkeit zu entkommen“, stellt Prof. Gerhard Bäcker fest. Im Juni 2014 etwa schafften nur 3,5% aller erwerbsfähigen Bezieher den Sprung aus der Hilfsbedürftigkeit, aber: Etwa jeder Vierte davon kehrte binnen drei Monaten wieder in die Arbeitslosigkeit zurück.

Viele Alleinerziehende

Auffällig: Besonders viele Langzeitbezieher gibt es vor allem dort, wo die Arbeitslosigkeit insgesamt hoch ist und entsprechend die ökomomischen Verhältnisse vor Ort (Branchenmix, Firmengrößen, erforderliche Qualifikationen). Die IAQ-Forscher sehen die lange Verweildauer bei Hartz IV deshalb in erster Linie als ein Strukturproblem. Sorgen bereitet ihnen, dass die derzeit günstige wirtschaftliche Lage an den Langzeitarbeitslosen nahezu vorbeigeht. „Insbesondere Ältere und Arbeitslose mit mehreren Vermittlungshemmnissen haben kaum eine Chance auf eine Eingliederung in ein reguläres Beschäftigungsverhältnis“, heißt es in dem IAQ-Bericht. Unter den Langzeitbeziehern sind auch viele bedürftige Alleinerziehende.