Hannover. In den Dax-Vorständen sind die ohnehin seltenen Frauen noch doppelt so häufig anzutreffen wie Manager, die in den neuen Bundesländern zur Welt kamen.

Auch rund 25 Jahre nach der Wende ist Ostdeutschland in den Dax-Vorstandsetagen erheblich unterrepräsentiert. Nur rund vier Prozent der knapp 200 Top-Manager in den Führungszirkeln der 30 Börsenschwergewichte sind in den neuen Bundesländern geboren. Jeder Fünfte Dax-Vorstand kam in Nordrhein-Westfalen zur Welt. Dahinter folgen mit je rund zwölf Prozent die Bundesländer Baden-Württemberg und Bayern. Jeder Vierte Dax-Vorstand kam im Ausland zur Welt.

Diese Zahlen gehen aus einer Auswertung der Deutschen Presse-Agentur und der Finanznachrichtenagentur dpa-AFX hervor. Demnach erreicht der Frauenanteil in den Vorstandsetagen der 30 Dax-Börsenriesen aktuell mehr als 8 Prozent. Derzeit sitzen 16 Frauen in den Führungszirkeln.

West-Ost-Gefälle hat keinen statistischen Hintergrund

Siemens, der Rückversicherer Munich Re und die Lufthansa sind die einzigen, die schon zwei Frauen im Vorstand haben. Doch mit 13 auch weiblich besetzten Führungsetagen ist gut die Hälfte der Dax-Konzerne noch immer eine reine Männerrunde. Ob die 16 Frauen ein Rekordwert sind, ist unklar, da keine Organisation die Quote der Frauen im Dax permanent überblickt. Jedoch hatte vergangenen Herbst das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) eine Studie aufgelegt, wonach der Frauenanteil sieben Prozent betrug. Seit Ende 2012 war er durchgehend gesunken von 7,8 Prozent auf 5,5 Prozent zur Jahresmitte 2014, um dann wieder zu steigen - auf damals 13 Dax-Vorstandsfrauen.

Dass auf NRW die meisten Geburtsorte entfallen, ist mit der Rolle als einwohnerstärkstes Bundesland zu erklären. Das große West-Ost-Gefälle hat jedoch offensichtlich keinen statistischen Hintergrund. Berlin, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern vereinen zusammen nur acht Geburtsorte in den Dax-Vorstandsetagen.

Die USA bringen mit 17 Geburtsorten mehr Treffer als es Frauen in den Führungsetagen gibt. Die Länder Indien, Österreich und Spanien kommen mit ihren Geburtsorten auf jeweils vier Vorstände. Davor liegt noch Großbritannien mit fünf Treffern. Die Orte lassen nur bedingt Rückschlüsse auf die Nationalität der Manager zu. So ist Daimler-Boss Dieter Zetsche beispielsweise in der Türkei (Istanbul) geboren. Er kam dort 1953 zur Welt, weil sein Vater, ein Bauingenieur, damals ein Staudamm-Projekt bei Ankara betreute. 1955 kehrte die Familie zurück und Zetsche wuchs im hessischen Oberursel bei Frankfurt/Main auf. (dpa)