Bochum. . Ruf als “Heuschrecke“, Kritik von Mietern: Die Deutsche Annington will mit einem neuen Namen einen Schlussstrich unter die Vergangenheit ziehen.

An den neuen Namen Vonovia von Deutschlands größter Wohnungsgesellschaft müssen sich wohl künftig nicht nur Aktionäre gewöhnen. Auch rund eine Million Mieter in den bundesweit 350.000 Wohnungen der Deutschen Annington müssen umlernen. Mit der Neuschöpfung aus der Ideenschmiede der Münchener Management Consulting-Beratung Truffle Bay will der seit 2013 börsennotierte Immobilienriese nach einer bewegten Vergangenheit einen Neuanfang starten. Vorher müssen allerdings noch die Aktionäre auf der Hauptversammlung am 30. April in Düsseldorf grünes Licht geben.

Doch ein solcher Schritt ist nach Einschätzung der Geschäftsführerin der Düsseldorfer Agentur Nomen, Sybille Kircher, nicht ohne Risiken. "Ein neuer Name steht erst in der Kritik", sagt die Expertin. Falls das Projekt jedoch gelinge, könne auch eine Aufbruchstimmung erzeugt werden.

"Ein Namenswechsel wird nicht ausreichen"

"Ein Namenswechsel allein wird aber zumindest für einen Imagewechsel nicht ausreichen", meint Aktionärsschützer Marc Tüngler von der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW). Auch aus Sicht der Aktionäre sei das Thema Image und Mieterpflege durchaus von hoher Wichtigkeit. "Denn ohne Mieter ist es auch für Annington schwierig", sagt Tüngler. Dass ein neuer Name gesucht werde, sei nachvollziehbar.

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Mit dem aus Großbritannien stammenden Namen Annington will sich das Bochumer Unternehmen auch von seiner Vergangenheit verabschieden, als die Immobilienfirma noch im Besitz von Finanzinvestoren war. Vor zwei Jahren hatten die Investoren die Gesellschaft schließlich an die Börse gebracht. Aktueller Hintergrund des Namenswechsels ist aber auch der erst in der vergangenen Woche endgültig vollzogene Zusammenschluss mit dem bisherigen Konkurrenten Gagfah.

Annington will auf Mieterzufriedenheit setzen

"Wir sind deutlich besser als unser Ruf", ist sich Annington-Sprecherin Nina Henckel sicher. Vertrauen aufzubauen sei jedoch deutlich schwerer, als es zu verlieren. "Wir sind auf einem guten Weg", so Henckel. Jetzt stehe die Mieterzufriedenheit im Mittelpunkt des Handels, sagt Annington-Sprecher Klaus Markus. "Wir möchten unseren Mietern ein Zuhause bieten und das geht über die reine Vermietung einer Wohnung hinaus." Der Deutsche Mieterbund hatte dem Unternehmen dagegen in der Vergangenheit vorgeworfen, Mieterinteressen "sträflich vernachlässigt" zu haben.

Mit Vonovia (Betonung auf dem ersten O) wolle man Assoziationen zum Thema neues Wohnen herstellen, berichtet der Namenserfinder und Truffle Bay-Geschäftsführer Christopher Wünsche. Der Neuschöpfung seien drei Monate harter Arbeit vorangegangen.

Hedgefonds-Siedlungen

Immobilienfonds kaufen Wohnungen, die sie aber nicht genügend pflegen. Wie im Fall der Siedlung Jungferntahl in Dortmund-Rahm. Mieterin Frieda Weiss beklagt beispielsweise Schäden an Balkon und und Hauswänden.
Immobilienfonds kaufen Wohnungen, die sie aber nicht genügend pflegen. Wie im Fall der Siedlung Jungferntahl in Dortmund-Rahm. Mieterin Frieda Weiss beklagt beispielsweise Schäden an Balkon und und Hauswänden. © WAZ
Die Wohnung der Seniorin ist kein Einzelfall in der Siedlung, ...
Die Wohnung der Seniorin ist kein Einzelfall in der Siedlung, ... © WAZ
... wie die Bilder beweisen. Früher soll es in der Siedlung einmal richtig hübsch gewesen sein, beklagt Mieterin Frieda Weiß.
... wie die Bilder beweisen. Früher soll es in der Siedlung einmal richtig hübsch gewesen sein, beklagt Mieterin Frieda Weiß. © WAZ
Auch in Gelsenkirchen-Hassel gibt es Mieterärger...Auch das Badezimmer und das Schlafzimmer Bulazars sind vom Schimmel befallen. Die Wohneinheiten sind Eigentum der Deutschen Annington. Foto: Joachim Kleine-Büning/WAZ Fotopool
Auch in Gelsenkirchen-Hassel gibt es Mieterärger...Auch das Badezimmer und das Schlafzimmer Bulazars sind vom Schimmel befallen. Die Wohneinheiten sind Eigentum der Deutschen Annington. Foto: Joachim Kleine-Büning/WAZ Fotopool © WAZ Fotopool
In der Wohnung am Eppmannweg 96 von Mieter Ismail Bulazar (40, Schweisser) hat sich in der Küche Schimmel gebildet.
In der Wohnung am Eppmannweg 96 von Mieter Ismail Bulazar (40, Schweisser) hat sich in der Küche Schimmel gebildet. © WAZ Fotopool
Karl-Heinz Schempershauwe und Klaus Arnecke (li.) von der Hasseler-Annington-Mieterinitiative kennen solche Probleme. Sie versuchen immer wieder, den Mietern zu helfen im Streit mit der Wohnungsgesellschaft.
Karl-Heinz Schempershauwe und Klaus Arnecke (li.) von der Hasseler-Annington-Mieterinitiative kennen solche Probleme. Sie versuchen immer wieder, den Mietern zu helfen im Streit mit der Wohnungsgesellschaft. © WAZ Fotopool
In fast jedem Raum seiner Wohnung in der Friesenstraße im Dortmunder Stadtteil Eving hat Christian Gerlach kennt das Schimmel-Problem. Seine Wohnung im Dortmunder Stadtteil Eving ist feucht, in fast jedem Raum wuchert der Schimmel.
In fast jedem Raum seiner Wohnung in der Friesenstraße im Dortmunder Stadtteil Eving hat Christian Gerlach kennt das Schimmel-Problem. Seine Wohnung im Dortmunder Stadtteil Eving ist feucht, in fast jedem Raum wuchert der Schimmel. © WAZ FotoPool
Der Vermieter, die Wohnungsgesellschaft Deutsche Annington, weist die Schuld den Mietern zu.
Der Vermieter, die Wohnungsgesellschaft Deutsche Annington, weist die Schuld den Mietern zu. © WAZ FotoPool
Ist die Tapete runter, zeigt sich das ganze Ausmaß des Problems. Risiken für die Gesundheit sind nicht ausgeschlossen.
Ist die Tapete runter, zeigt sich das ganze Ausmaß des Problems. Risiken für die Gesundheit sind nicht ausgeschlossen. © WAZ FotoPool
Auch im Dortmunder Stadtteil Eving gibt es Probleme bei Wohnungen der Deutschen Annington. Die Bausubstanz der Wohnungen ist heruntergekommen.Die Deutsche Annington plant ihre Bestände von rund 80 Wohnungen in der Volmarsteiner Straße im westlichen Kreuzviertel zu modernisieren. Geplant ist eine Wärmedämmung, aber keine Erneuerung der knapp 30 Jahre alten Fenster. Gegen die geplante Mieterhöhung auf ca. 6,00Euro pro qm haben sich viele Mieter in der " Mieterinitiative Volmarsteiner Straße " zusammengeschlossen. Verwahrloste Kellertreppe
Auch im Dortmunder Stadtteil Eving gibt es Probleme bei Wohnungen der Deutschen Annington. Die Bausubstanz der Wohnungen ist heruntergekommen.Die Deutsche Annington plant ihre Bestände von rund 80 Wohnungen in der Volmarsteiner Straße im westlichen Kreuzviertel zu modernisieren. Geplant ist eine Wärmedämmung, aber keine Erneuerung der knapp 30 Jahre alten Fenster. Gegen die geplante Mieterhöhung auf ca. 6,00Euro pro qm haben sich viele Mieter in der " Mieterinitiative Volmarsteiner Straße " zusammengeschlossen. Verwahrloste Kellertreppe © WAZ FotoPool
Jetzt will die Wohnungsgesellschaft nachbessern und die rund 80 Wohneinheiten modernisieren. Geplant ist eine Wärmedämmung, aber keine Erneuerung der knapp 30 Jahre alten Fenster.
Jetzt will die Wohnungsgesellschaft nachbessern und die rund 80 Wohneinheiten modernisieren. Geplant ist eine Wärmedämmung, aber keine Erneuerung der knapp 30 Jahre alten Fenster. © WAZ FotoPool
Anderer Ort, das gleiche Problem: In der Hattinger Wohnung der 24-jährigen Janine Herden macht sich ebenfalls Schimmel breit - in den Ecken der Zimmer und an den Außenwänden am Moselweg.
Anderer Ort, das gleiche Problem: In der Hattinger Wohnung der 24-jährigen Janine Herden macht sich ebenfalls Schimmel breit - in den Ecken der Zimmer und an den Außenwänden am Moselweg. © WAZ FotoPool
Vermieter der 24-Jährigen ist ebenfalls die Deutsche Annington.
Vermieter der 24-Jährigen ist ebenfalls die Deutsche Annington. © WAZ FotoPool
Selber Vermieter, diesmal in Duisburg. Verena Feck wohnt in einer Wohnung in Rheinhausen, in der über Monate die Heizung nicht funktionierte. Die Mieterin wusste sich nicht anders zu helfen, als sich in Decken zu hüllen, um der Kälte zu trotzen.
Selber Vermieter, diesmal in Duisburg. Verena Feck wohnt in einer Wohnung in Rheinhausen, in der über Monate die Heizung nicht funktionierte. Die Mieterin wusste sich nicht anders zu helfen, als sich in Decken zu hüllen, um der Kälte zu trotzen. © WAZ FotoPool
Gelsenkirchen-Bulmke, Hohenzollernstraße: Auch in der Wohnung von Elisabeth E. hat sich Schimmel gebildet.
Gelsenkirchen-Bulmke, Hohenzollernstraße: Auch in der Wohnung von Elisabeth E. hat sich Schimmel gebildet. © WAZ FotoPool
Ein Problem, das auch Ute Korte kennt. Die Mieterin wohnt in der Reichelsiedlung in Rheinberg. Fotos: Stefan Arend, Joachim Kleine-Büning, Svenja Hanusch, Friedhelm Geinowski, Martin Möller, Gisela Weißkopf
Ein Problem, das auch Ute Korte kennt. Die Mieterin wohnt in der Reichelsiedlung in Rheinberg. Fotos: Stefan Arend, Joachim Kleine-Büning, Svenja Hanusch, Friedhelm Geinowski, Martin Möller, Gisela Weißkopf © Foto: Gisela Weißkopf
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Neben juristischen und markenrechtlichen Aspekten sei die Idee auch von Muttersprachlern aus 18 Nationen eingehend auf mögliche Anklänge geprüft worden. Auch der Wechsel zum "V" am unteren Ende des Alphabets und damit des Kurszettels sei für das börsennotierte Unternehmen kein Problem. Ein Name sei ein "Versprechen an den Markt", sagt Nomen-Geschäftsführerin Kircher. Dieses Versprechen müsse dann aber auch erfüllt werden. (dpa)