Essen. Die Bahn vollzieht offenbar einen radikalen Kurswechsel: In den nächsten Jahren sollen Hunderte neue Bahnhöfe und Haltepunkte errichtet werden.

Die Deutsche Bahn denkt radikal um: Nachdem der Staatskonzern über Jahrzehnte hinweg Hunderte von Bahnhöfen und Haltepunkten stillgelegt und viele Städte und Gemeinden komplett vom Zugverkehr abgekoppelt hat, plant er jetzt eine „Stationsoffensive“. NRW wird dabei Schwerpunkt sein.

Bundesweit will das Unternehmen 350 neue Stationen einrichten – meist in kleineren Städten und Gemeinden, aber auch in der Nähe von großen Wohngebieten, Einkaufszentren oder Universitäten. Zwei Millionen Menschen könnten so ei­ne neue Bahnverbindung erhalten.

Das Land müsste sich finanziell beteiligen

Nach „ersten Überlegungen“ sind 120 davon in Nordrhein-Westfalen geplant. Voraussetzung: Das Land be­teiligt sich finanziell. Ein Bahnsprecher zu unserer Redaktion: „Die Gespräche sollen noch in diesem Monat aufgenommen werden.“ Auch das Land signalisiert ein „großes Interesse“, wie Bernhard Meier vom NRW-Verkehrsministerium bestätigt.

Deshalb will die Landesregierung mit den zuständigen Verkehrsverbünden – VRR im Ruhrgebiet und am Niederrhein, NWL in Westfalen – so schnell wie möglich Gespräche über die Möglichkeiten zur Umsetzung des Bahnplans aufnehmen. Dabei geht es vor allem um zwei Fragen: Wo sollen die Bahnhöfe hin? Und: Wer wird sie am Ende mitfinanzieren?

20 Wunsch-Standorte im Bereich des VRR

Tatsächlich gibt es zum Beispiel im Bereich des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR) bereits eine Art „Wunschliste“ als Anhang zum Nahverkehrsplan. In diese haben Kommunen 20 Standorte hineingeschrieben, die sie für die Einrichtung eines Bahnhofs geeignet halten. Im Ruhrgebiet sind dies Oberhausen-Alstaden und Dortmund-Kronprinzenstraße, in Düsseldorf der Medienhafen, am unteren Niederrhein Goch-Pfalzdorf. Stark ist in dieser Liste der Niederrhein rund um Mönchengladbach, Krefeld und Neuss vertreten und auch die Region Wuppertal.

Bisher sind im VRR-Bereich kaum neue Haltepunkte und Bahnhöfe errichtet worden. Das liegt auch an der hier geltenden Finanzierungsregelung, sagt Lothar Ebbers vom Fahrgastverband Pro Bahn NRW. Denn die Kommunen müssten ihre Wünsche selbst bezahlen. Ebbers lobt den Bahnplan als „begrüßenswert“.

Aus der Sicht der DB kommen Standorte infrage, an denen Kunden gewonnen werden können. Gut im Rennen: Wo es pro Tag 350 neue Fahrgäste geben könnte und Einnahmen von 300 000 Euro im Jahr.