Fulda. Suedlink soll bis 2022 die “Hauptschlagader der Energiewende“ werden. Braucht es die Stromtrasse von Nord- nach Süddeutschland? Die Anwohner zweifeln.

Die Pläne zum Bau einer gewaltigen Stromtrasse quer durch Deutschland stoßen weiter auf großen Widerstand. Beim ersten bundesweiten Fachkongress zum Projekt Suedlink kritisierten am Samstag in Fulda Bürgerinitiativen sowie Landes- und Kommunalpolitiker aus Hessen und Bayern das Vorhaben. Sie forderten eine nochmalige, ergebnisoffene Prüfung, ob die Leitung von Schleswig-Holstein nach Bayern überhaupt notwendig ist. Laut Bundesnetzagentur wurde der Bedarf aber bereits festgestellt.

"Die Gesetze zum Netzausbau im Rahmen der Energiewende müssen überarbeitet werden", forderte der Bundesvorsitzende der Bürgerinitiativen gegen Suedlink, Guntram Ziepel. Über technologische Alternativen, wie etwa die Verlegung von Erdkabeln, müsse offener diskutiert werden. Landes- und Bundespolitik müssten mit den Bürgern in einen echten Dialog treten, um die Energiewende nicht an der Bevölkerung vorbei zu planen. An dem Kongress in Fulda nahmen Experten aus Politik, Wissenschaft, Verwaltung und Wirtschaft teil.

800 Kilometer für die Energiewende

Die rund 800 Kilometer lange Stromtrasse Suedlink soll bis 2022 die "Hauptschlagader der Energiewende" werden. Sie soll den Strom aus Windparks im Norden in den Süden Deutschlands transportieren. Die Unternehmen Tennet und TransnetBW, zwei der vier Betreiber von Höchstspannungsleitungen in Deutschland, sind mit Vorschlägen zur Streckenführung beauftragt.

Die Trasse beginnt demnach in Wilster in Schleswig-Holstein und führt dann über etwa 200 Kilometer durch Niedersachsen. Bei Höxter soll die Trasse 60 Kilometer durch Nordrhein-Westfalen und dann in Hessen westlich an Kassel vorbei in Richtung Fulda nach Bayern zum Ziel im Raum Grafenrheinfeld laufen.

Kosen: 20 Milliarden

Kritiker befürchten, dass die Gleichstromtrasse mit bis zu 75 Meter hohen Masten Lebensqualität und Tourismus schaden wird. Sie bezweifeln die Notwendigkeit des Netzausbauvorhabens. Suedlink soll nach Angaben von Tennet mehr als 20 Milliarden Euro kosten. (dpa)