Potsdam. Sie sollte Milchseen und Butterberge verhindern: Nach 30 Jahren ist Schluss mit der Milchquote. Viele Bauern haben lange auf das Ende gewartet.
Das Ende der seit 30 Jahren geltenden Milchquote bringt den Landwirten aus Sicht des Präsidenten des Verbandes der Deutschen Milchwirtschaft, Udo Folgart, mehr unternehmerische Freiheiten. "Die Quote hat in den vergangenen Jahrzehnten nicht das gebracht, was die Initiatoren einst erwarteten", sagte Folgart der Deutschen Presse-Agentur. Die Zahl der Milchbauern sei bundesweit um fast 80 Prozent auf nur noch 78 000 Betriebe zurückgegangen.
Die am 31. März auslaufende Milchquote sollte helfen, die Preise für Milchprodukte zu stabilisieren, was aus Sicht der Branche jedoch nicht gelang. Preisschwankungen von bis zu 25 Cent je Liter hätten damit nicht aufgefangen werden können, stellte Folgart fest. Jeder Landwirt verfügte nach dem EU-Reglement über eine Quote. Lieferte er mehr Milch, wurde eine Strafe fällig. Diese Ausgaben belasteten die Landwirte ebenfalls, die immer wieder ein Ende der Quote gefordert hatten.
"Jetzt kann jeder die Produktionsmenge selbst entscheiden"
"Nun kann jeder selbst entscheiden, welche Menge er mit den Tieren produziert", sagte Folgart, der auch Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes ist sowie für die SPD im Landtag von Brandenburg sitzt. Angebot und Nachfrage regelten den Preis. "Einziges Kriterium sollte die Wirtschaftlichkeit und das Betriebsergebnis sein."
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"Jetzt ist viel Initiative verlangt, um neue Absatzmärkte zu erschließen", betonte der Verbandschef. Landwirte, Molkereien und der Lebensmittelhandel müssten gemeinsam neue Wege gehen. Künftig fielen auch viele bürokratische Aufgaben weg. "Die Chancen auf den internationalen Märkten sind gut, teilweise sogar sehr gut." Vor allem in Asien wachse die Wirtschaftskraft. Gerade bei der Mittelschicht steige die Nachfrage nach Milch und Milchprodukten. Experten sähen hier einen dynamischen Wachstumsmarkt.
Für einige Betriebe wird es ohne die strengen Quoten laut Folgart zunächst ungewohnt sein. Die EU-Kommission begleite sie aber weiter. In bestimmten Fällen kaufe der Staat Magermilchpulver, Butter oder auch Käse, wenn der Preis unter ein bestimmtes Niveau falle. Von der Bundesregierung verlangte der Verbandspräsident eine steuerneutrale Risiko-Ausgleichsrücklage. Schwankungen am Markt könnten dann länger überstanden werden. In guten Jahren angelegte Krisenvorsorge müsse steuerlich berücksichtigt werden. (dpa)