Essen.. Zwölf Jahre nach Einführung der Pfandpflicht wird die Bierdose wieder beliebter. Brauereien, Verpackungsindustrie und Handel reagieren auf den Trend.
Bitburger, König, Veltins und Paulaner – in vielen Filialen des Discounters Lidl stapeln sich wieder Paletten mit Dosenbier. Das Bier aus der Plastikflasche, das zwischenzeitlich stärker vertreten war, wird an den Rand gedrängt. Branchenexperte Horst Zocher vom Marktforschungsinstitut GfK erkennt einen allgemeinen Trend: „Es gibt eine gewisse Rückkehr der Dose“, sagt er.
Zwölf Jahre nach der Einführung der Pfandpflicht durch die damalige rot-grüne Bundesregierung mit ihrem Umweltminister Jürgen Trittin erfreut sich die Bierdose offensichtlich wieder wachsender Beliebtheit. Das jedenfalls lässt sich an aktuellen Zahlen des Verbands der Getränkedosenhersteller (BCME) ablesen.
Zweistellige Zuwachsraten
Im vergangenen Jahr wurden nach Angaben des Verbands bundesweit 1,86 Milliarden Getränkedosen abgesetzt – das entspricht einer kräftigen Steigerung in Höhe von 30,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Anteil an Bierdosen liegt laut BCME bei 44,5 Prozent (826,3 Millionen Stück), hier habe es sogar eine Steigerung von 54,3 Prozent gegeben. „Die Kunden greifen seit ein paar Jahren wieder zunehmend zum Dosenbier“, bemerkt GfK-Experte Zocher.
Auch Brauereien berichten von einem wachsenden Interesse der Kunden an Dosenbier. Zwar werde die Dose keine 20 Prozent Marktanteil wie vor der Pfandpflicht erreichen, sie habe aber „ein realistisches Potenzial von acht bis zehn Prozent“, urteilt Jana Gebicke von der Brauerei Oettinger. Das Wachstum sei zuletzt kontinuierlich. Von 2010 bis 2013 habe sich das Dosenbier-Geschäft von Oettinger verdoppelt. Auch im Jahr 2014 habe es zweistellige Zuwachsraten gegeben. „Vor allem das Ausland ist für uns der wichtigste Abnehmer der Dose. Wir exportieren die Dose in rund 125 Länder weltweit.“
Einst Symbol der Wegwerfgesellschaft
Getränkedosen werden sowohl aus Aluminium als auch Weißblech gefertigt. Die Plastikflaschen entstehen durch veredeltes Polyester (PET). Für beide Einwegverpackungen werden 25 Cent als Pfand fällig. Marktführer bei den Markenbier-Dosen in Deutschland ist die Halbliter-Dose von Holsten Pilsener, wie die Mutterfirma Carlsberg-Gruppe berichtet.
Die Bierdose galt einmal als Symbol der Wegwerfgesellschaft. Doch heute registriert Linda Hasselmann von der Brauerei Carlsberg eine „zunehmende Beliebtheit“ der Dosenverpackung.
„Die Dose hat bestimmte Vorzüge, an die sich die Verbraucher nun zu erinnern scheinen: Eine gute Transportfähigkeit, ein leichtes Gewicht und die Unzerbrechlichkeit der Verpackung“, sagt Birte Kleppien von der Radeberger-Gruppe. Die Brauerei Oettinger zählt insbesondere jüngere Menschen, Gelegenheitskunden sowie Reisende und Singles zur Zielgruppe der Dosenbier-Verbraucher. „Dosen sind günstiger als beispielsweise PET-Flaschen und damit besonders für Käufer mit geringem Einkommen interessant“, betont Carlsberg-Sprecherin Hasselmann.
Discounter Aldi und Lidl reagieren
Doch nicht alle Brauereien setzen verstärkt auf die Dose. Für Veltins beispielsweise hat das Dosenbier nach eigenen Angaben nur „eine geringe Marktbedeutung“.
Der Discounter Lidl indes hat offensichtlich das Sortiment angepasst und bietet wieder mehr Dosenbier und weniger Bier in PET-Flaschen an. Aldi Süd nimmt mittlerweile auch Getränkedosen zurück, obwohl es die pfandpflichtigen Büchsen nicht im Sortiment gibt. Andere Discounter wie beispielsweise Penny akzeptieren schon seit einiger Zeit Getränkedosen, verkaufen diese allerdings auch. Womöglich könnte es bald noch mehr Dosen im Handel geben. Branchenexperten sehen den Vorstoß von Aldi als ersten Schritt, um die Bierdose wieder ins Sortiment aufzunehmen.