An Rhein und Ruhr. .

Tassilo Pittschi selbst tankt sein Auto sowieso immer voll – egal wie hoch der Spritpreis ist. Jetzt aber machen es ihm auch seine Kunden nach. „Die haben Angst, dass der Preis am nächsten Tag schon wieder viel höher ist“, sagt Pittschi, Inhaber von fünf Tankstellen am Niederrhein.

Tanken auf Vorrat oder zusätzliche Fahrten mit dem Auto — dazu verführen momentan die Diesel-und Benzinpreise an den Zapfsäulen. Gestern Nachmittag unterschritt der Preis für einen Liter Diesel bereits vorübergehend die 1-Euro-Marke an einer Tankstelle in Schleswig-Holstein. In Nordrhein-Westfalen war das nicht der Fall — noch nicht. Gestern Abend lag der Benzinpreis im Ruhrgebiet und am Niederrhein zwischen 1,209 und 1,269. Der Diesel kam der Marke mit Preisen zwischen 1,029 und 1,079 schon sehr nah.

Diesel lag zuletzt im März 2009 unter einem Euro

Dass der Dieselpreis auch hier noch weiter fällt, davon gehen Tankstellenpächter, Mineralölverband und ADAC aus. Aber wann? Das hängt nicht nur von Angebot und Nachfrage, sondern auch vom Euro-Dollar-Wechselkurs ab. „Dann wird es wohl noch mal einen richtigen Ansturm geben. Unter einem Euro tanken, das will doch jeder mal machen“, findet Tassilo Pittschi. Nicht nur Autofahrer haben momentan mehr Spaß am Fahren, auch Speditionskunden freut der Preisfall. „Wir bezahlen weniger für die Tankfüllung unserer Fahrzeuge. Das kommt dann auch beim Kunden an“, sagt Susanne Convent-Schramm von der Spedition Convent in Emmerich.

Daten des ADAC zufolge lag der Kraftstoffpreis im März 2009 zuletzt unter einem Euro. Ein neuer Rekord steht jetzt bevor, niedrige Preise sind aber schon länger zu beobachten. 2014 gab es ein neues Hoch auf dem deutschen Absatzmarkt. Dafür ist nicht nur der niedrige Preis, sondern auch eine große Transportleistung resultierend aus der Konjunktur verantwortlich, teilt der Mineralölverband mit. Etwa 36 Millionen Tonnen Diesel und 19 Millionen Tonnen Benzin seien verbraucht worden.

Neben den Tankstellen profitiert auch die Autoindustrie von der Preissenkung. „Die Kunden wollen größere Autos. Gas geben ist jetzt in“, sagt Ferdinand Dudenhöffer, Professor an der Uni Duisburg-Essen und Automobilexperte. Der Spritpreis verführt. Sparen war gestern, meint Dudenhöffer. Er hält den Verbrauch für besorgniserregend. „Die Kunden sind verdorben.“

Der Autoverkehr sei sowieso schon schuld an 20 Prozent der Treibhausgase, erzählt Dirk Jansen von Bund für Umwelt und Naturschutz in NRW. Aus den niedrigen Preisen folge eine noch größere Belastung. „Selbst hohe Preise sind ja für die Autofahrer noch nicht abschreckend genug. In Sachen Spritspartechnik tut sich bei uns einfach zu wenig.“ Bei den aussichtsreichen Prognosen für die Preisentwicklung dürfte die Motivation dafür bei den Verbrauchern auch nicht allzu groß sein.