Berlin/München. .
Die blauen Flixbus-Fahrzeuge werden umlackiert auf Grün, der Farbe des Marktführers MeinFernbus. Gemeinsam wollen sie die unangefochtene Nummer eins auf dem deutschen Markt werden. Und mehr als das: Die Start-up-Unternehmen aus Berlin und München nehmen gemeinsam Kurs auf Europa und wollen mehr Fahrten in die Nachbarländer anbieten. Denn in Deutschland zeigen sich nach einem zweijährigen Boom die Grenzen des Wachstums. Die Zeit sinkender Preise könnte für die Kunden vorbei sein.
Jedenfalls verspricht MeinFernbus nicht, dass die Fahrkarten noch billiger werden. „Genauso günstig wie bisher“, so die Parole des Unternehmens. Verbraucherschützer rechnen aber auch mit steigenden Tarifen und warnen vor einem Monopol.
Der Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer hatte schon vor Monaten deutlich gemacht, dass die sehr günstigen Angebote langfristig teurer werden. Der Branchenverband betont nun lediglich: „Der Fernbus wird dauerhaft günstigere Preise haben als alle Wettbewerber auf der Schiene, der Straße und in der Luft.“
Insgesamt waren im vergangenen Jahr knapp elf Millionen Menschen mit FlixBus und MeinFernbus unterwegs. Das neue Unternehmen deckt damit gut die Hälfte des auf bis zu 20 Millionen Passagiere geschätzten Marktes ab. Gemessen an den angebotenen Fahrten in Kilometern, wie sie das Berliner Iges-Institut ermittelt hat, stehen MeinFernbus und FlixBus sogar für drei Viertel des Angebots. Auf wichtigen Strecken werden Fahrgäste an dem neuen Fernbus-Riesen kaum noch vorbei kommen – wenn sie nicht auf die meist teureren Alternativen Bahn, Auto oder Flugzeug umsteigen.
Nummer eins ist MeinFernbus. Die Berliner bieten nahezu jeden zweiten Fernbus-Kilometer an. Flixbus – später gestartet – arbeitete sich schnell empor und ist inzwischen Nummer zwei. Der Marktführer umarmt den aufstrebenden Konkurrenten, bevor der zu mächtig wird. Und kurz bevor FlixBus die schwarzen Zahlen erreichen will, was MeinFernbus nach eigenen Angaben schon gelungen ist.
„Der Fernbus ist etabliert“, sagt Branchenverbandssprecher Matthias Schröter. Aber das Feld ist übersichtlicher geworden. Der ADAC hat sich schon zurückgezogen, die Deutsche Post fährt den Postbus nun allein. Der britische Anbieter National Express nahm seinen deutschen Fernbusableger city2city aus dem Rennen, während der Offenbacher Pionier Deinbus eine Insolvenz überstanden hat und weiterfährt. Die Deutsche Bahn ist mit Berlinlinienbus und dem IC Bus am Start.
Zustimmung des Kartellamtesist noch ungewiss
„Es war zu erwarten, dass der Markt sich bereinigt“, sagt die Verkehrsexpertin des Bundesverbands der Verbraucherzentralen, Marion Jungbluth. Sie hat allerdings Zweifel daran, dass das Bundeskartellamt ausgerechnet bei den Branchenführern den Zusammenschluss genehmigt. Sollte es aber doch zu der Fusion kommen, dann dürften nach ihrer Einschätzung auf einem Teil der Strecken die Super-Dumpingpreise bald Geschichte sein.
Mit neuen Expresslinien ohne Zwischenhalt wollen die beiden Anbieter Fahrgäste schneller ans Ziel bringen und den Zeitnachteil gegenüber der Bahn zumindest etwas senken. MeinFernbus/FlixBus – beide Namen sollen künftig auf den insgesamt 600 grünen Bussen stehen – zielen aber vor allem auf mehr Fahrten aus deutschen Städten in die europäischen Nachbarländer. Dort ist die Bahn oft schlecht aufgestellt. Und dafür ist das milliardenschwere Investmenthaus General Atlantic den Busunternehmern beigesprungen.
Man hofft, dass das deutsche Beispiel der Marktliberalisierung in Europa Schule macht und dass MeinFernbus/FlixBus eines Tages auch Fahrten innerhalb anderer Länder anbieten dürfen.