Bochum/Mülheim. Der Amazon-Streik lässt die klassischen Einzelhändler hoffen. Kurz vor Weihnachten könnten Kunden auf Nummer sicher gehen – und vor Ort einkaufen.
Der Streik beim Online-Versandhändler Amazon lässt die Händler in den Innenstädten und Einkaufszentren zum Schluss des Weihnachtsgeschäfts hoffen. „Ich mutmaße, dass der Streik von Amazon in diesen Tagen dem stationären Handel zugute kommt“, sagt Marc Heitermann, der Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes Essen/Mülheim. Ähnlich äußerte sich Stefan Lenk vom Einzelhandelsverband Ruhr-Lippe (Bochum und Herne). Für die Händler vor Ort habe sich der Streik im Online-Handel positiv ausgewirkt: „Das hat dazu geführt, dass wieder mehr Leute in die Läden gegangen sind und sich haben beraten lassen.“
Es sei nur klug, „wenn ein Kunde, der zwei Tage vor Weihnachten auf Nummer sicher gehen will, in einem Geschäft in der Nähe einkauft“, meint Verdi-Sprecher Christoph Schmitz. Die Entwicklung bei Amazon habe ohnehin Folgen für Händler in Innenstädten und Einkaufszentren. „Das Geschäftsmodell von Amazon hat Auswirkungen auf den gesamten Handel. Eine Billigstrategie bei den Lohnkosten darf sich nicht durchsetzen, weil sie zulasten der Händler und der Beschäftigten geht, für die Tarifverträge gelten.“
„Tablets, Smartphones und Spielekonsolen laufen gut“
Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland, urteilt: „Die Innenstädte sind weiterhin die Einzelhandelsstandorte Nummer eins, stehen jedoch wie im Vorjahr erheblich unter Druck.“
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Händler aus NRW zeigen sich insgesamt zufrieden mit dem Weihnachtsgeschäft. „Tablets, Smartphones und Spielekonsolen laufen gut“, berichtet Marc Heitermann. „Qualitativ hochwertige Lebensmittel gehen gut, und hochpreisige Textilien sind eigentlich inzwischen immer gefragt“, fügt er hinzu. Seltener gehen Krawatten und Tücher über die Ladentheke. „Die Textilhändler klagen wegen des warmen Wetters, einige beginnen schon, verbilligt die Winterware anzubieten.“ Auch das Regenwetter habe sich ausgewirkt: „Überall, wo kein Dach drüber ist, läuft es nicht so prickelnd.“
Gemischte Bilanz der Einzelhändler kurz vor Heiligabend
Zufriedenheit herrscht jedenfalls im Bochumer Einkaufszentrum Ruhr-Park. Christian Krause, Manager des Betreibers mfi, berichtet von einem Anstieg der Besucherzahlen um etwa fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Jeweils 40.000 Besucher seien an den vergangen vier Samstagen im Ruhr-Park gewesen. Krause spricht von einem „starken Dezember“.
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Eine positive Zwischenbilanz gibt es auch aus der Bochumer Innenstadt. Andor Baltz, Eigner des größten inhabergeführten Modehauses in der City, erklärt: „Wir waren zufrieden.“ Vor allem der dritte Adventssonntag habe sich als besonders umsatzstark erwiesen.
Unter dem Strich steht eine gemischte Bilanz der Händler kurz vor Heiligabend: Während die milden Temperaturen der Textil- und Sportartikelbranche zusetzen, weil warme Kleidung und Wintersportartikel in den Regalen liegen bleiben, sind Anbieter von Möbeln, Unterhaltungselektronik und Spielwaren zufrieden. Der Handelsverband prognostiziert für das gesamte Weihnachtsgeschäft einen Umsatz von 85,5 Milliarden Euro – 1,2 Prozent mehr als vor einem Jahr. Stärker legen aber vermutlich die Verkäufe im Internet zu: Der Online-Handel könnte im November und Dezember ein Umsatzplus von 18 Prozent auf rund zehn Milliarden Euro verbuchen.