Ludwigshafen. Anfang Dezember hat Gazprom einen Strategiewechsel in Europa verkündet. Jetzt stoppt der Konzern ein milliardenschweres Geschäft mit BASF.
Angesichts der angespannten politischen Lage im Verhältnis zu Russland haben der weltgrößte Chemiekonzern BASF und der Energieriese Gazprom ein Milliardengeschäft gestoppt. Das teilte BASF am Donnerstagabend in Ludwigshafen mit. Dabei ging es um ein komplexes Tauschgeschäft, das eigentlich zum Jahresende geplant war.
Geplant war, dass die BASF-Tochter Wintershall das bislang gemeinsam betriebene Erdgashandels- und Speichergeschäft vollständig an Gazprom überträgt. Dies hätte auch das Kasseler Gashandelsunternehmen Wingas betroffen. Gazprom hätte sich zudem mit 50 Prozent an der Wintershall Noordzee beteiligt, die in der Nordsee Erdöl und Erdgas fördert. Im Gegenzug war die gemeinsame Erschließung von Gasfeldern in Westsibirien vorgesehen.
"Aufgrund des aktuell schwierigen politischen Umfelds haben BASF und Gazprom beschlossen, den zum Jahresende geplanten Tausch von Unternehmensanteilen nicht zu vollziehen", sagte Wintershall-Sprecher Stefan Leunig. Insgesamt trugen die Aktivitäten, die BASF ins Tauschgeschäft einbringen wollte, im Jahr 2013 rund 12 Milliarden Euro Umsatz bei.
Stopp des Geschäfts hat Auswirkungen auf BASF-Zahlen
Die Beziehungen zwischen Russland und der EU sind derzeit angespannt. Die EU hatte Russland wegen des Ukraine-Konflikts mit scharfen Wirtschaftssanktionen belegt. Noch Anfang Dezember hatte BASF-Vorstandschef Kurt Bock betont, das geplante Tauschgeschäft mit Gazprom werde bis zum Jahresende abgeschlossen.
Das Erdgashandelsgeschäft wird nun den Angaben zufolge weiterhin als Gemeinschaftsunternehmen zwischen Gazprom und Wintershall fortgeführt. BASF-Chef Bock sagte, er bedaure, dass der Tausch nicht abgeschlossen werde. Der Konzern werde seine Zusammenarbeit mit Gazprom in den bestehenden Gemeinschaftsunternehmen fortsetzen. "Unsere Strategie im Öl-und-Gas-Geschäft bleibt unverändert: Wir konzentrieren uns auf profitables Wachstum an der Quelle in ausgewählten öl- und gasreichen Regionen."
Der Stopp des Geschäfts hat auch Auswirkungen auf die BASF-Zahlen. Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) dürfte im laufenden Jahr daher nur noch "leicht" statt "deutlich" steigen, für 2013 wird das Ebit auf 7,1 Milliarden Euro nach unten korrigiert. Die Belastungen bezifferte BASF auf 113 Millionen Euro im vergangenen und 211 Millionen Euro im laufenden Jahr.
Gazprom-Chef begründet Kurswechsel mit EU-Bürokratie
Das geplante Geschäft mit dem staatsnahen Gazprom-Konzern war wegen der russischen Rolle in der Ukraine-Krise in die Kritik geraten. Anfang Dezember hatte Gazprom nach dem Stopp der transeuropäischen Erdgasleitung South Stream einen Strategiewechsel für Europa beschlossen. Die Einstellung Russlands zum europäischen Markt ändere sich grundlegend, hatte Gazprom-Chef Alexej Miller gesagt. "Das ist der Anfang vom Ende unseres Modells, bei dem wir uns auf Lieferungen bis zum Endverbraucher auf dem europäischen Markt orientierten", sagte Miller.
Der Konzernchef begründete den Kurswechsel von Gazprom mit der EU-Bürokratie, die auch South Stream zum Scheitern gebracht habe. Die EU-Kommission hatte bemängelt, dass Gazprom sowohl das Gas liefern als auch die Leitung betreiben sollte. Das sei mit EU-Recht nicht vereinbar. Die Gasleitung South Stream hätte vor allem die Länder Südosteuropas mit Gas aus Russland versorgen sollen. Anfang Dezember hatte Russland den Stopp des Projekts verkündet.
Das nun gestoppte Tauschgeschäft hatten BASF und Gazprom vor zwei Jahren angekündigt. Gazprom wollte damit ursprünglich Zugang zum wichtigen Endkundenmarkt in Westeuropa bekommen. BASF hätte sich damit vom Gashandel verabschiedet. (dpa)