Bestwig. .
Es ist ein echtes Hightech-Unternehmen aus dem Sauerland: Tital aus Bestwig, spezialisiert auf die Fertigung von Titan- und Aluminiumlegierungen vor allem für die Luft- und Raumfahrtindustrie. Die leichten Produkte aus Bestwig sind in den Airbus-Flugzeugen, aber auch in Formel-1-Rennwagen. Darauf sind jetzt auch die Amerikaner aufmerksam geworden. Gestern wurde bekannt, dass der US-Konzern und Leichtmetall-Spezialist Alcoa neuer Eigentümer ist. Alcoa gab die Übernahme in New York bekannt gab. Zeitgleich wurde darüber in Bestwig die Belegschaft bei einer Betriebsversammlung informiert. Ebenfalls gestern erreichte ein Brief von Alcoa-Chef Klaus Kleinfeld die 650 Mitarbeiter: Er macht ihnen Hoffnung, dass beide Seiten von dem Kauf profitieren werden. Alcoa beschäftigt 62 000 Mitarbeiter in 30 Ländern.
Kartellbehörde muss zustimmen
Die Zustimmung der Kartellbehörde zur Tital-Übernahme steht noch aus: Alcoa rechnet damit im ersten Quartal 2015. Die Kaufsumme wurde nicht genannt. Tital war bislang im Privatbesitz: 2006 hatte das Management das Unternehmen übernommen, unterstützt von DZ Equity Partner, einer Beteiligungsgesellschaft der DZ Bank AG aus Frankfurt. Laut Alcoa ist jetzt eine „bindende Vereinbarung zur Übernahme“ geschlossen worden.
Alcoa will mit dem Kauf seine globale Position im Luft- und Raumfahrtbereich stärken. „Diese Übernahme ist ein weiterer wichtiger Schritt im Aufbau und Ausbau unserer bedeutenden Wachstumsplattform in der Luft- und Raumfahrt-Industrie“, so Kleinfeld in einer Pressemitteilung. Alcoa will damit seinen Anteil an Hochleistungskomponenten der weltweit meistverkauften Triebwerke erhöhen, außerdem seine Position in Europa weiter ausbauen. Alcoa und Tital wollen ihre Beziehungen zu den europäischen Triebwerks- und Flugzeugherstellern wie Airbus, SNECMA und Roll-Royce bündeln und verbessern. Tital-Geschäftsführer Philipp Schack: „Wir freuen uns darauf, uns Alcoa anzuschließen und unsere Technologien und Prozesse miteinander zu kombinieren. Alcoa war und ist der Partner, den wir uns wünschen.“
Alcoa erwartet bis 2019 bei kommerziellen Triebwerken eine jährliche Wachstumsrate von sieben Prozent. Für 2019 wird erwartet, dass nahezu 70 Prozent der Einnahmen von Tital aus Umsätzen im Bereich der kommerziellen Luft- und Raumfahrt stammen. Als Stärke von Tital führt Alcoa unter anderem an, schnell Prototypen herstellen zu können.
Umsatz von rund 71 Millionen Euro
Tital machte 2013 einen Umsatz von rund 71 Millionen Euro, mehr als die Hälfte davon erzielt mit Produkten aus Titan. Die Hersteller von Triebwerken und Flugzeugen setzen zunehmend auf Titan, weil es leichter ist, damit Energie spart, außerdem kann es hoher Hitze und hohem Druck standhalten. Alcoa selbst ist nach eigenen Angaben unter anderem Marktführer bei nahtlos gewalzten Triebwerksringen, die aus Superlegierungen auf der Basis von Nickel sowie Titan hergestellt werden.
Sorgen um den Standort macht sich Bestwigs Bürgermeister Ralf Péus nicht: Tital hatte gerade erst in den Ausbau seiner Fertigungsstätten in Bestwig investiert.