München. .
Der krisengeschüttelte ADAC probt den Neuanfang. Die wirtschaftlichen Tätigkeiten und das Firmengeflecht des Autoclubs sollen in eine Aktiengesellschaft ausgegliedert werden, damit der ADAC seinen steuermindernden Status als eingetragener Verein behalten kann. „Der ADAC ist eine Mitgliederorganisation und möchte auch künftig ein Verein bleiben“, sagte August Markl, der mit großer Mehrheit zum ADAC-Präsidenten gewählt wurde. Eine außerordentliche Hauptversammlung billigte in München einstimmig ein entsprechendes Reformprogramm, das nun schrittweise umgesetzt werden soll. Die wichtigsten Veränderungen im Überblick:
Einbindung: Bislang geißelte der ADAC im Namen seiner 19 Millionen Mitglieder die Pkw-Maut oder wetterte gegen ein allgemeines Tempolimit auf Autobahnen. Künftig will der Club seine Mitglieder nach repräsentativen Kriterien zu verkehrspolitischen Themen befragen, bevor er mit einseitigen Positionen an die Öffentlichkeit geht. Ergibt sich ein gemischtes Bild, soll dieses auch so differenziert dargestellt werden.
Entflechtung: Kern der neuen Struktur ist eine Trennung der wirtschaftlichen Aktivitäten des ADAC von dem Verein mit seiner Pannenhilfe. Geschäfte wie der Verkauf von Versicherungen oder Reiseführern werden in einer Aktiengesellschaft (AG) mit einem eigens eingesetztem Vorstand gebündelt. Mehr als 25 Prozent der Anteile an der AG sollen von einer Stiftung gehalten werden, die damit eine Sperrminorität hat und ein wichtiges Wort mitreden kann. Durch die Herauslösung der Wirtschaftsaktivitäten aus dem Club will der ADAC seinen steuersparenden Vereinsstatus erhalten: Das Amtsgericht München prüft seit Monaten, ob der ADAC überhaupt noch ein Verein ist oder längst ein Wirtschaftskonzern.
Saubere Führung: In einem Regelwerk soll festgelegt werden, bis zu welchem Wert die Pannenhelfer von dankbaren Autofahrern Geschenke annehmen dürfen und wie sie dies intern dokumentieren müssen. Klare Obergrenzen gibt es auch für Einladungen zum Essen. Ein eigens eingestellter Beauftragter (Compliance-Chef) soll dafür sorgen, dass die neuen Richtlinien von allen haupt- und ehrenamtlichen ADAC-Mitgliedern befolgt werden.
Produkt-Tests: Wenn der ADAC Tunnel, Fähren oder Kindersitze testet, hat sein Wort Gewicht. Doch bei vielen Tests musste sich der ADAC zuletzt den Vorwurf von Interessenkonflikten gefallen lassen. So verkauft der Autoclub zum Beispiel Fährtickets für Verbindungen, die er in seinem Fährentest selbst prüfte. Nun soll es einen ADAC-Fährentest in Zukunft nicht mehr geben. Gleiches gilt für ADAC-Tests von Batterien, Schneeketten und anderen Produkten und Dienstleistungen sowie die Pannenstatistik.
Reicht die Reform aus? Der ADAC tarne weiterhin seine wirtschaftlichen Aktivitäten, kritisiert Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Uni Duisburg-Essen. Das Kernprodukt des ADAC, die Pannenhilfe, sei nichts anderes als eine Versicherung: „Der Kunde – der ADAC nennt seine Kunden gerne Mitglieder – schließt für jährlich 49 Euro eine Versicherung ab, die im Schadensfalle hilft. Dazu gibt es noch eine monatliche Kundenzeitschrift und jede Menge Werbepost.“