Berlin. Neues Spiel, neues Glück? Im Tarifstreit bei der Bahn wird zwei Wochen nach dem jüngsten Lokführerstreik wieder verhandelt. Einiges hängt von den neuen Angeboten ab, die die Bahn angekündigt hat. Aber eine Einigung wird am Wochenende noch nicht erwartet.

Mit neuen Angeboten an die Gewerkschaften will die Deutsche Bahn in die Tarifrunde an diesem Freitag gehen. Die drei Tarifparteien verhandeln getrennt, nachdem eine Verständigung über gemeinsame Gespräche gescheitert war. Zunächst treffen sich die Vertreter des Unternehmens in Frankfurt mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG). In einem anderen Hotel kommen anschließend die Delegationen des Konzerns und der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) zusammen.

Die GDL hat in dem Tarifkonflikt seit Anfang September bereits sechsmal den Bahnverkehr bestreikt. Sie will durchsetzen, dass nicht nur Lokführer, sondern auch andere Berufsgruppen des Zugpersonals GDL-Tarifverträge bekommen können. Diese Gruppen, zum Beispiel die Zugbegleiter, werden bislang in der Tarifpolitik von der EVG vertreten. Insgesamt geht es um die Einkommen und Arbeitsbedingungen von rund 160 000 Eisenbahnern.

"Ergebnisse werden wir sicher noch nicht erzielen."

Die Verhandlungen am Freitag seien "ein wichtiger Einstieg in die Inhalte", sagte eine Bahnsprecherin am Donnerstag. "Ergebnisse werden wir sicher noch nicht erzielen. Wir gehen jetzt erst einmal an den Verhandlungstisch zurück und hoffen, dass wir an diesem Tisch lange sitzen und zu vernünftigen Ergebnissen kommen."

Bahnchef Rüdiger Grube machte klar, dass das Unternehmen nicht von dem Ziel abrücken werde, für die gleichen Berufsgruppen die gleichen Tarifergebnisse zu vereinbaren. "Wir wollen auf keinen Fall eine Spaltung unserer Mitarbeiter. Das können wir nicht zulassen", sagte Grube der "Berliner Zeitung" (Donnerstag). Die Uneinigkeit der Gewerkschaften sei der springende Punkt. "Da liegt es jetzt ein bisschen an unserem Geschick, dass am Ende ein Ergebnis steht, auf das sich alle Partien einigen können. Wir müssen es jetzt zumindest versuchen", ergänzte er.

Was in den Angeboten stehen wird, verriet die Bahn vorab nicht. Abgesehen von der Forderung nach mehr Tarifmacht verlangt die GDL fünf Prozent höhere Einkommen, eine verkürzte Wochenarbeitszeit und den Abbau von Überstunden. Die EVG fordert sechs Prozent mehr Geld, mindestens jedoch ein Plus von 150 Euro im Monat.

Zuletzt hatte der Konzern der GDL Mitte Oktober ein mehrstufiges Angebot gemacht. Bei einer Laufzeit von 30 Monaten sollten die Beschäftigen zunächst 2,1 Prozent, dann 1,5 Prozent und schließlich 1,4 Prozent mehr Geld erhalten - was die Gewerkschaft ablehnte. Der EVG hat die Bahn in den ersten beiden Verhandlungsrunden noch kein Angebot unterbreitet. (dpa)