Essen. . Schrumpfkurs beim Essener Energiekonzern RWE. Mehr als 4400 Beschäftigte das Unternehmen seit Februar verlassen. „Rückgänge gab es in allen Unternehmensbereichen“, sagte RWE-Finanzchef Bernhard Günther. Auch der Konkurrent Eon schrumpft, allerdings nicht derart heftig.

Innerhalb von neun Monaten haben mehr als 4400 Beschäftigte den Essener Energiekonzern RWE verlassen. Ende September beschäftigte das Unternehmen noch rund 60.400 Mitarbeiter – sieben Prozent weniger als zum Jahreswechsel. „Rückgänge gab es in allen Unternehmensbereichen“, sagte RWE-Finanzchef Bernhard Günther in einer Telefonkonferenz zur Veröffentlichung der aktuellen Quartalszahlen. An den deutschen RWE-Stan dorten waren mehr als 1300 Mitarbeiter betroffen. Kosteneinsparungen spielten eine zentrale Rolle. Durch Unternehmensverkäufe haben mehr als 1000 Mitarbeiter RWE verlassen.

Einen Tag zuvor hatte der RWE-Konkurrent Eon aktuelle Zahlen vorgelegt. Auch Deutschlands größter Energiekonzern schrumpft. Zum Stichtag 30. September zählte Eon knapp 60.000 Mitarbeiter. Damit waren innerhalb von neun Monaten mehr als 2200 Arbeitsplätze im Konzern weggefallen.

Wie Eon leidet auch RWE – die Nummer zwei der Branche – unter den Folgen der Energiewende. Der Gewinn ist rapide geschrumpft. Das nachhaltige Nettoergebnis ging im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 60 Prozent zurück – auf 763 Millionen Euro. Diese Kennziffer ist ausschlaggebend für die Dividendenberechnung. Bereits im vergangenen Jahr hatte RWE die Dividende halbiert. Pro Aktie gab es einen Euro.

RWE-Dividende ist wichtig für Revierkommunen wie Essen und Dortmund

Spekulationen über Pläne für eine weitere Dividendenkürzung wies Finanzchef Günther zurück. Zahlreiche NRW-Kommunen zählen zum Kreis der RWE-Aktionäre – Bochum, Essen, Dortmund und Mülheim zum Beispiel. Eine Dividendenkürzung könnte zu Einbußen in den Kommunen führen.

Geld in die Kassen von RWE soll der Verkauf der Hamburger Öl- und Gasfördertochter Dea spülen. Doch das fest eingeplante Geschäft mit einer Firma des russischen Milliardärs Michail Fridman entwickelt sich zur Zitterpartie. Der Deal könnte am Veto der britischen Regierung scheitern, da Dea auch vor der britischen Küste Gas fördert. „Ob wir die Gespräche hierzu bereits 2014 abschließen können, lässt sich derzeit nicht absehen“, schrieb RWE-Chef Peter Terium an die Aktionäre.

Künftige Strompreise von RWE noch unklar

Wie sich der Strompreis für die Endkunden im nächsten Jahr entwickelt, ließ RWE noch offen. Die Berechnungen seien noch nicht abgeschlossen, erklärte Günther. Wegen der niedrigen Rohstoffkosten haben andere Energieversorger Preissenkungen für das nächste Jahr angekündigt – darunter auch große Unternehmen wie EnBW.

Nach Berechnungen des Vergleichsportals Check 24 können bereits jetzt rund acht Millionen deutsche Haushalte zum Jahreswechsel mit niedrigeren Strompreisen rechnen. Die Senkungen betragen im Schnitt allerdings lediglich 2,4 Prozent – beziehungsweise rund 35 Euro bei einem Verbrauch von 5000 Kilowattstunden pro Jahr.