Essen. . Beim Essener Energiekonzern RWE endet in wenigen Wochen die Zusage, auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten. Die Verhandlungen mit den Gewerkschaften Verdi und IG BCE laufen. Eine Rolle spielt die Vermittlungsplattform “Switch“ – eine interne Arbeitsagentur.

Es soll eine Art Arbeitsagentur für den gesamten RWE-Konzern sein: Das Projekt trägt den Namen „Switch“. Die unternehmensinterne Vermittlungsplattform hat das Ziel, den Jobwechsel von Beschäftigten des angeschlagenen Energieversorgers voranzutreiben. „Switch“ war eines der Themen bei einem Treffen der führenden Arbeitnehmervertreter von RWE mit Personalchef Uwe Tigges.

Ende des Jahres endet die Zusage der Konzernleitung, auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten. Die Zeit drängt. Kraftwerksschließungen zeichnen sich ab. RWE-Chef Peter Terium will den Konzern umbauen, eisern sparen und Stellen streichen.

Gewerkschaften streben neues Beschäftigungspaket an

In den Verhandlungen über die RWE-Personalplanungen spielt Frank Bsirske, Chef der Gewerkschaft Verdi, eine Schlüsselrolle. Bsirske saß mit am Tisch, als RWE-Manager Tigges am Dienstagabend in Köln beinahe bis Mitternacht mit den Arbeitnehmervertretern über das Thema Beschäftigungssicherung sprach. Zu den Details haben die Teilnehmer Stillschweigen vereinbart. Peter Lafos, der neben Bsirske ebenfalls für Verdi im Aufsichtsrat von RWE sitzt, betont allerdings: „Die Gespräche waren sehr konstruktiv und ergebnisorientiert.“

Auch die Gewerkschaft IG BCE verhandelt mit. „Wir wollen ein neues Beschäftigungssicherungspaket“, hatte IG BCE-Vorstandsmitglied Ralf Sikorski unlängst gesagt. „Wir können die großen Probleme bei RWE nur dann bewältigen, wenn die gute Kultur der Mitbestimmung nicht über Bord geworfen wird.“

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Stellenabbau bei RWE läuft weiter

Ob der Konzern, der momentan knapp bei Kasse ist, auch in Zukunft noch komfortabel ausgestattete Abfindungs- und Vorruhestands - programme gewährt, bleibt abzuwarten. Gleiches gilt für die Frage, wie Anreize aussehen können, um die Beschäftigten zum Standortwechsel zu bewegen.

Der Handlungsdruck ist groß. Ende Juni lag die Zahl der RWE-Mitarbeiter bei rund 62.500. Das waren bereits knapp 6000 weniger als vor einem Jahr. Personalchef Tigges ging zuletzt davon aus, dass Ende 2016 nur noch rund 61.000 Beschäftigte zu RWE gehören. Derzeit arbeitet der Konzern unter anderem ein Programm zur Kostensenkung namens „RWE 2015“ ab. „Was wir im Anschluss vorhaben, werden wir im März nächsten Jahres sagen“, hat Terium bereits angekündigt.

RWE-Projekt Switch soll Beschäftigten „Hilfe zur Selbsthilfe“ bieten

Beim Projekt „Switch“ sind rund 20 Personalberater im Einsatz. Sie sollen vor allem „Hilfe zur Selbsthilfe geben“, heißt es im Mitarbeiter-Magazin von RWE. Man könne aber nicht garantieren, dass für jeden Beschäftigten „ein passender Job geboten wird“.

Verdi-Vertreter Lafos mahnt: „Wir brauchen ein gutes Verfahren, um die Beschäftigten von Arbeit in Arbeit zu bringen – und das ohne betriebsbedingte Kündigungen.“ Obwohl sich die Energiebranche innerhalb kürzester Zeit rasant verändert, hofft er auf Planungssicherheit bei RWE: „Wir hätten gerne eine längerfristige Lösung für die nächsten drei, vier Jahre.“

Bis Weihnachten könnte es erste Ergebnisse geben, sagt ein Insider. Am Mittwoch kommender Woche trifft sich die Runde erneut, auch ein Termin in der zweiten Dezemberwoche ist bereits geblockt – für alle Fälle.