Berlin. Promi-Coiffeur Udo Walz nennt seine berühmte Kundin Angela Merkel nur "Frau M.". Aus dem talentierten Nachwuchsfriseur mit den miserablen Abschlussnoten ist ein Star geworden. Am Dienstag wird der Friseur aus Berlin 65 Jahre alt.

Angela Merkel kriegt keinen Termin. Sie ruft eine Stunde vorher an und wird einfach dazwischen geschoben. „Sie setzt sich dann zu den anderen Kunden aufs Sofa und wartet, bis sie an der Reihe ist.” Udo Walz schätzt das: Die Kanzlerin, die der Friseur nur „Frau M.” nennt, macht keinen Wirbel. Wegen Frau M. ist Udo Walz sogar in die CDU eingetreten. Morgen wird der Star-Friseur 65 Jahre. Jetzt frisiert er aber erst einmal „ Frau F.” in seinem Berliner Stammladen an der Uhlandstraße. Ute Förster aus Dortmund ist neulich 60 geworden und hat den Besuch bei Udo Walz von ihrem Mann geschenkt bekommen.

Einmal waschen, föhnen, schneiden. Genau: Udo Walz schneidet niemals nass. Dafür aber extrem schnell und zu happigen Preisen. Mindestens 110 Euro müssen Frauen für einen Walz-Schnitt auf den Tisch legen. Ute Förster ist fertig. Sie schüttelt die goldbraunen Haare, ihre Freundin zückt das Fotohandy. Routiniert schiebt Walz sein Gesicht neben den frisch frisierten Kundenkopf, knipst sein Reklamelächeln an, fertig.

Wie ein Weltstar

Udo Walz spielt Udo Walz – so wollen ihn die Leute, so kennen sie ihn. Und für einen Moment kann sich Ute Förster fühlen wie ein Weltstar, wie all diese Supermodels und Schauspielerinnen, die sich bei Walz in den letzten vier Jahrzehnten die Haare haben schneiden lassen. „Glamourous” steht auf dem T-Shirt, das sich über Udo Walz' Bauch spannt. Glamour ist sein Lebensmotto, glamourös sind seine Sprachmarotten. In einem zehnminütigen Gespräch schafft er es, 20-mal den affektierten Satz „Ich bin begeistert!” unterzubringen. Kann man ihm das übel nehmen? Aus dem talentierten Nachwuchsfriseur mit den miserablen Abschlussnoten, der in den 60er-Jahren beim Jetset von St. Moritz seinen Durchbruch hatte, ist längst selbst ein Star geworden.

Starfriseur Udo Walz (r.) und sein Lebensgefährte Carsten Thamm. Foto: ddp
Starfriseur Udo Walz (r.) und sein Lebensgefährte Carsten Thamm. Foto: ddp © ddp

Neun Salons hat Walz mittlerweile eröffnet, darunter zwei auf Mallorca und einen auf der MS Deutschland, dem „Traumschiff”. Demnächst kommt der zehnte, am Berliner Kurfürstendamm, dazu eine Haar- und Make-Up-Schule in der Uhlandstraße. Ans Aufhören denkt Walz noch lange nicht. „Ich würde auch im Rollstuhl hier reinkommen.” Vor einem Jahr hat Walz seinen 25 Jahre jüngeren Freund Carsten Thamm geheiratet. Oder nein, darauf legt Walz Wert: „Heiraten kann ja nur jemand, der eine Familie gründen will, mit Kindern und so weiter. Für mich ist das die Beglaubigung einer Partnerschaft.” Für eine Homo-Ehe mit allen Rechten und Pflichten der Hetero-Ehe hätte Walz nichts übrig. „Ich habe keinen Ehemann. Ich habe einen Partner.” Und sieben Patenkinder in Afrika und auf den Philippinen. „Tue Gutes und erzähl' es allen – das ist mein Motto.” Deshalb kümmert sich Walz jetzt auch noch um verlassene Hunde. Als Schirmherr eines Brandenburger Tierheims vermittelt der Promi-Friseur Schoßhündchen und andere Accessoires auf vier Beinen in seinem illustren Bekanntenkreis. 2006 fiel Walz auf eine Guerilla-Aktion der Zeitschrift „Tempo” herein: Ob er den Ehrendoktor der (erfundenen) Deutschen Nationalakademie annehmen wolle, wurde Walz wie 100 andere Prominente gefragt. Er sagte zu, wie ein Dutzend andere auch. Was ihm nicht auffiel: Das Projekt wäre laut „Tempo”-Redaktion bei näherem Hinsehen als rechtsnationales Unterfangen zu erkennen gewesen.

„Ich lasse es richtig krachen”

Am kommenden Samstag feiert Udo Walz seinen 65. Geburtstag im Berliner 5-Sterne-Designhotel „Q!” am Ku'damm. „Ich lasse es richtig krachen”, kündigt Walz an, und man wundert sich, wie wenig Elan dabei in seiner Stimme liegt. „Da kommen viele von Film, Funk, Fernsehen – Grafen, Gräfinnen, alles.” Klang das jetzt ein bisschen Society-müde? Hat Udo Walz am Ende keine Lust mehr, den Udo Walz zu geben? Er würde das wohl nie zugeben, sondern brummen: „Wieso Überdruss? Ich bin begeistert!” Na, dann: Herzlichen Glückwunsch!