Duisburg. Vom Rohstoffeinkäufer zum Konzernlenker: Seit 1993 macht Waldemar Preussner mit der PCC-Gruppe aus Duisburg dicke Geschäfte mit chemischen Rohstoffen. Obwohl das Unternehmen erst 15 Jahre besteht, knackt es im laufenden Geschäftsjahr wohl die Milliardenmarke beim Umsatz.

Waldemar Preussner ist ein zurückhaltender Mensch. Der große Auftritt ist nicht seine Sache. Preussner konzentriert sich lieber aufs Geschäft. Diese Konzentration macht sich bemerkbar im Erfolg: Die PCC-Gruppe wird im laufenden Jahr die Milliardengrenze beim Umsatz knacken – was Preussner kommentiert mit: „Umsatz, was bedeutet schon Umsatz?”

Dennoch ist diese Milliarde bemerkenswert, wenn man bedenkt, dass der 49-Jährige sein Unternehmen erst 1993 gründete. Preussner gab seine Stellung als Rohstoffeinkäufer bei den Essener Rüttgerswerken auf. Er wollte mitmischen, als sich nach dem Zusammenbruch des Ostblocks neue Märkte öffneten.

Vom Duisburger Firmensitz lenkt Preussner eine Gruppe an Tochterfirmen, von denen die meisten in Polen operieren. PCC produziert chemische Rohstoffe, handelt mit ihnen und transportiert sie auch gleich. Die Energiesparte versorgt deutsche Mittelständler als Endkunden mit Strom – und pikst damit ein ganz klein wenig die Riesen der Branche.

Das Wachstum – rund 8200 Mitarbeiter sind weltweit bei PCC beschäftigt – basiert auf folgenden Grundsätzen: PCC hält sich aus heftig umkämpften Märkten heraus und richtet sich stattdessen in Nischen ein. Darüber hinaus setzt Preussner darauf, als erster ein Geschäftsfeld zu besetzen.

Größter privater Bahnbetreiber in Polen

Bestes Beispiel: die Logistiksparte. Um die Erzeugnisse des Chemieunternehmens PCC-Rokita vom Produktionsstandort bei Breslau zu den Ostseehäfen zu bringen, stieg PCC ins Bahngeschäft ein - und ist inzwischen größter privater Bahnbetreiber in Polen mit über 300 Lokomotiven. Zudem hatte Preussner den Boom der Containertransporte registriert und sprang auf den Zug. „Wir verzeichnen Steigerungsraten von zehn Prozent”, sagt Preussner und fügt an: „Pro Monat.” Da PCC auch größter Anteilseigner am Stettiner Hafen ist, hält Preussner nun die gesamte Logistikkette in seiner Hand.

Preussners Blick geht längst über Europa hinaus. Indien sei ein interessanter Standort für die chemische Produktion. So verwundert es nicht, dass Preussner der ersten Umsatzmilliarde keine große Bedeutung beimisst. Sie ist eine vorübergehende Kennzahl.