Essen. Pearl Jam, die Urväter des Grunge blicken auf 20 Jahre Bandgeschichte zurück und kommen jetzt mit dem neuen Album "Backspacer" auf den Markt. Es klingt wild, rau und mitreißend.
Die „Nuller-Jahre” waren für Pearl Jam eine schwierige Dekade. Alle fünf Mitglieder der US-Band litten als bekennende Gegner der Bush-Administration unter den weltverändernden Entscheidungen ihres Präsidenten.
Wild, rau, mitreißend
Die kritische Haltung und der offen ausgelebte Protestwille beeinflussten nicht nur jeden ihrer Liveauftritte, sondern wirkte sich auch auf die Grundstimmung der jüngsten Alben aus. Vieles darauf klang verbittert, manches rebellisch. Nur bewegen wollte es kaum noch einen Zuhörer. Seit Obamas Amtsübernahme hat sich in Amerika politisch der Wind wieder gedreht. Und die neue Leichtigkeit des Führungspersonals, mit der einer seit Jahren Krieg führenden Nation aus der inneren Depression geholfen werden soll, sie wirkte ansteckend – und weht nun auch durchs neue Pearl-Jam-Werk „Backspacer”. Das steht seit kurzem in den Plattenläden.
Es ist das neunte Studioalbum der Formation, deren 1991 erschienene Debütplatte „Ten” zu den Klassikern der Rockmusik zählt. 15 Millionen Exemplare wurden weltweit abgesetzt. Zum Vergleich: „Riot Act” (2002) fand nur noch 500 000 Käufer. Ein Absatzeinbruch in ungeahnten Ausmaßen für die zuvor von Erfolg verwöhnte Band.
Um diesem Negativtrend zu trotzen, setzt das Quintett um Frontmann und Sänger Eddie Vedder nicht nur auf neue Vertriebswege seiner Musik via Downloads auf der Internet-Homepage. Nein, es wurde vor allem am Sound gefeilt. Die härteren Stücke – etwa die erste Single-Auskoppelung „The Fixer” oder „Gonna See My Friend” – erinnern auf angenehme Weise an jene Band-Zeiten, als die Jungs noch mit langen Haaren, Holzfällerhemden und abgeschnittenen Hosen herumliefen. Es klingt wild, rau, mitreißend. So, wie es sich für die Miterfinder des Rock-Genres Grunge gehört.
Souveräner und entspannter
Inzwischen sind Vedder & Co nicht nur älter, sondern auch Eltern geworden. Das Familiäre, der Blick auf Beziehungen hat der Sänger und Songschreiber in seine Texte einfließen lassen. Überhaupt wirkt Vedder entspannter. Das mag an den Feierlichkeiten zum Bandjubiläum liegen (Pearl Jam wird bald 20), aber zur Souveränität mag auch sein Erfolg als Solointerpret (den er auf dem Soundtrack von „Into The Wild” einfuhr) beigetragen haben.
So ganz ohne „ihren” George W. Bush kommt die Band aber dann doch nicht aus. Auf einem der neun Comic-Bilder, die das „Backspacer”-Cover zieren, ist der Ex-Präsident zu erkennen. Zwei kleine Teufel auf der Schulter flüstern ihm was ins Ohr. Vielleicht raten sie ihm ja zum Kauf des gelungenen Albums.