Jörg Juretzka schickt seinen Privatschnüffler Kristof Kryszinski nach Spanien, ausgerechnet in eine Hippie-Kommune.Was als Suche nach einem Bikerkumpel beginnt, endet als spannender und humoriger Thriller für Hartgesottene
Die Sonne sengt, die Straße staubt, kein Bier so weit das Auge reicht: So sieht wohl die Hölle aus! Zumindest, wenn man Kristof Kryszinski heißt, die Straßen von Mülheim City als sein natürliches Jagdrevier betrachtet und gewiss keinen Sinn hat für diese spanische Hippiekommune, diesen Haufen von unterspannten Kiffern, zu denen es ihn hier verschlagen hat. An Gründen zu fluchen herrscht kein Mangel, wenn der erfolgreichste Privatschnüffler der Ruhrstadt sich durch seinen siebten Fall wulacht, der betitelt ist: "Alles total groovy hier".
Auch ohne lange zur Detektivschule gegangen zu sein, könnte man vom aufbrausenden Charakter und der bullterrierhaften Bissigkeit des Detektivs Rückschlüsse auf seinen Vater ziehen, auf Jörg Juretzka. Wenn, ja, wenn aus dessen Stil neben dem Zynismus nicht ein entwaffnender Humor herausblitzte, der dem Leser doch eine gewisse Distanz zum gebeutelten Kryszinski verrät. Es bereitet helle Freude, dieses hartgesottene Gegenstück zu Schimanski dabei zu begleiten, wie er sich gegen den Rest der Welt stellt.
Auch wenn die Kryszinski-Storys oft an ganz anderen Zipfeln der Welt spielen, keimt in keiner Zeile ein Zweifel daran, dass es sich um einen Revierkrimi handelt, denn der Mann trägt so viel Heimat in sich, dass man ihn auch an den Nordpol versetzen könnte.
Oder eben nach Spanien. Dort sucht er nach seinem Biker-Kumpel Schisser. Denn dem haben die Jungs vom Motorradklub "Stormfuckers" eine Menge Zaster in die Hand gedrückt, um in Spanien eine Ranch zu erwerben. Mit Schisser verschwand das Geld. Und dort, in der staubtrockenen Hippie-Kommune enden alle Spuren. Beinahe stranden dort auch Kryszinski und sein Freund Scuzzi, denn für Scuzzi gibt es Drogen und für Kryszinski Verzweiflung, weil man die Hippies kaum von ihrer Dunstwolke herunterbekommt. Allein die durchgeknallteste von allen, Alice, könnte es verraten, das dunkle Geheimnis hinter Love und Peace und Happyness.
Jörg Juretzkas Krimis sind hemdsärmelige Hardboiled-Geschichten mit einem schweren Einschlag von Revier-Mentalität, die alles Artfremde verachtet und sich trefflich paart mit Fabulierfreude: "Wenn man mengenweise psychotrope Drogen einpfeifen muss, nur um die selbst ausgesuchte Musik ertragen zu können, dann ist da irgendwas schwer verquer in der Kausalitätskette."
In "Alles total groovy hier" häufen sich bald die Leichen, am Ende steigert sich die Spannung stakkatohaft. Dabei bleibt der Detektiv der einzige, der sich nie den Umständen beugt, und sei es aus Sturheit. Juretzka ist damit so nah an einem Ruhr-Chandler wie kein anderer. Und nebenbei darf man noch lachen. Was also will man mehr?
"Alles total groovy hier", Rotbuch, 224 Seiten, 16,90 €