Schauspieler Hannes Jaenicke war „Im Einsatz für Eisbären” und plädiert für mehr Umweltbewusstsein: Stromsparen kann jeder.
Essen. Nicht niedlich, noch nicht einmal majestätisch sind diese Eisbären. Diese Eisbären sind bemitleidenswert, denn sie haben Hunger. Hunger, den der Klimawandel verursacht. Steigende Temperaturen lassen das Eis der Arktis schmelzen – das hat jeder schon mal gehört. Wie sehr das aber nicht nur das Leben eines einzelnen, sondern den Bestand aller Eisbären bedroht, macht Schauspieler Hannes Jaenicke in der Doku „Im Einsatz für Eisbären” (Dienstag, 8. September, 20.15 Uhr, ZDF) unmissverständlich deutlich.
In einem schnell geschnittenen 45-Minüter klärt er, der bereits eine Doku über die bedrohten Orang Utans von Borneo drehte, über die Zusammenhänge von Erderwärmung und Eisbärsterben auf – und das schonungslos. „Nur zu zeigen, wie süß die Tiere sind, reicht nicht”, sagte der Schauspieler im Gespräch mit unserer Zeitung. „Um Dinge zu kapieren, braucht man mehr als schöne Bilder."
In der Heimat der weißen Riesen
Deshalb hat sich Jaenicke mit seinem Team (Produzentin ist Judith Adlhoch, bekannt aus der Vox-Reisereihe „Wolkenlos”) aufgemacht in die Heimat der weißen Riesen – in die kanadische Arktis, nach Churchill, der selbsternannten Eisbären-Hauptstadt. Und verfällt dort – der Zuschauer wird es ihm danken – nicht derselben Hysterie wie die Besucherscharen dieser unwirtlichen Ortschaft.
Kritisch beäugt die Doku die Vermarktung der Polarbären, die nicht wahnwitziger sein könnte: Riesige abgas-ausstoßende Trucks chauffieren Menschenmassen raus in die Tundra, ganz nah an die Eisbären heran, die geschwächt, weil unterernährt, kaum die Kraft haben, dem Ansturm aus dem Weg zu gehen – das Ganze läuft unter Ökotourismus.
Jaenicke geht bewusst einen anderen Weg: zu Fuß, über Permafrostboden, bei minus 25 Grad. Mit einem Biologen kommt er bis auf wenige Meter an die Tiere heran. „Da hat der Bär nur kurz den Kopf gehoben und sich sehr gelangweilt wieder weggedreht, weil ihn nur das Fett von Robben interessiert, nicht der Mensch”, erzählt Jaenicke nach dem Dreh.
Eisbären werden immer noch gejagt
Die Begeisterung merkt man ihm an: „Es war ein Riesenspaß, die Tiere zu beobachten.” Das kommt rüber bei der Doku genauso wie die Wut auf die Verantwortlichen, die mit Vermarktung und Jagd der Tiere Geld machen. Denn trotz des bedrohten Bestandes von rund 23 000 Exemplaren dürfen Eisbären noch gejagt werden. Wobei Jaenicke relativiert: „Das wahre Problem sind Sie und ich.” Unser Energiedurst verschlingt die Ressourcen der Erde, der daraus resultierende Klimawandel heizt dem Eisbären den Lebensraum weg. Deshalb appelliert er, an die Eisbären zu denken, etwa wenn wir den nächsten Billigflieger besteigen oder die Heizung hoch drehen. So einfach das klingt, ist es für Jaenicke auch: „Ich hab keinen elektrischen Trockner, sondern hänge die Wäsche auf, nutze nur Ökostrom.”
Ein engagiertes Format, das von Jaenickes authentischer Art lebt und vom ZDF durch seine Sendezeit (20.15 Uhr!) geadelt wird. Allerdings fordert die Doku dem Zuschauer volle Konzentration ab. Schnelle Schnitte und unvermittelte Ortswechsel sind wohl der Form des Umweltkrimis geschuldet, in dem Jaenicke den Ermittler gibt, machen es zuweilen aber schwer, den gedanklichen Anschluss zu behalten. Wer aber dabei bleibt, wird belohnt.