Essen. Die deutsche Billig-Kaufhauskette Woolworth ist pleite. Das Unternehmen mit bundesweit mehr als 300 Filialen und etwa 11 000 Beschäftigten hat beim Amtsgericht Frankfurt einen Insolvenzantrag wegen drohender Zahlungsunfähigkeit eingereicht.
Der Betrieb in den Filialen läuft aber zunächst weiter. Bis zu drei Monate lang könnte an die Mitarbeiter Insolvenzgeld gezahlt werden.
Mit der Pleite wächst die Sorge vor einer Verödung der Innenstädte. Die Gewerkschaft Verdi befürchtet, dass viele Warenhaus-Standorte – darunter zahlreiche in NRW – geschlossen werden. „Es wird vermutlich tiefe Einschnitte in das Filialnetz geben”, sagte Verdi-Handelsexperte Johann Rösch der WAZ. „Das ist ein rabenschwarzer Tag für die Woolworth-Beschäftigten.”
Finanzinvestoren als Eigentümer
Die erste deutsche Woolworth-Filiale war am 30. Juli 1927 in Bremen eröffnet worden. Nach dem Muster des amerikanischen Warenhaus-Pioniers Frank Winfield Woolworth kostete jeder Artikel 25 oder 50 Pfennige.
1998 löste sich das deutsche Tochterunternehmen von der US-Muttergesellschaft. Seit Oktober 2007 gehört Woolworth dem britischen Finanzinvestor Argyll Partners. Die US-Investmentgesellschaft Cerberus ist Eigentümer von 110 Immobilien, die zu der Warenhauskette gehören.
Verdi: "Gravierende Fehlentscheidungen"
Erst Anfang März hatte der zum Vorstandschef berufene ehemalige Lidl-Manager Stefan Rohrer nach wenigen Wochen das Handtuch geworfen. Die Gewerkschaft Verdi wirft dem bisherigen Management um Rohrers Vorgänger Robert Brech gravierende Fehlentscheidungen wie eine missglückte Sortimentsstrategie vor. „Die Beschäftigten müssen nun ihren Kopf für Fehler des bisherigen Managements hinhalten”, kritisierte Verdi-Experte Rösch. In den kommenden Monaten seien „dramatische Arbeitsplatzverluste” zu befürchten.
Woolworth hat sich mit Filialen in Stadtzentren und Einkaufsstraßen auf den Verkauf von Waren des täglichen Bedarfs konzentriert – von Wäsche über Schreibwaren bis zu Drogerieartikeln. „Die Nahversorgung wird leiden”, warnte Johann Rösch.
Gründe: Schleppendes Weihnachtsgeschäft, Konkurrenz, Geldmangel
Das zuständige Amtsgericht ernannte Ottmar Hermann zum Insolvenzverwalter. Der Frankfurter Anwalt hatte vor wenigen Tagen das Mandat für den Autozulieferer Karmann übernommen. In einer Mitteilung der Anwaltskanzlei hieß es, das schleppende Weihnachtsgeschäft, scharfe Konkurrenz und die mangelnde Liquidität von Woolworth seien Gründe für die Insolvenz.
„Wir möchten in dieser außerordentlich schwierigen Situation alles versuchen, Arbeitsplätze zu sichern und möglichst viele Standorte zu erhalten”, sagte Insolvenzverwalter Hermann. Das Warenverteilzentrum im westfälischen Bönen sei nicht betroffen vom Insolvenzantrag. Allein an diesem Standort arbeiten rund 600 Beschäftigte.