Die Arbeit einer Bürgerinitiative ist oft zäh und lang, doch überraschend oft lohnt sie sich. Fünf erfolgreiche Beispiele von vielen.

Das Freibad Styrum (Foto: WAZ, Ilja Höpping)
Das Freibad Styrum (Foto: WAZ, Ilja Höpping) © WAZ

Mülheim. Im April 2001 schlagen die Wellen in Mülheim hoch. Die Verwaltung sieht keine Zukunft für das Styrumer Freibad: zu marode, zu teuer. 300.000 Mark für den Betrieb und 2,5 Millionen für eine Minimal-Sanierung wollen sich CDU, FDP und mehrheitlich auch die SPD sparen – trotz wütender Proteste der BISS, der Bürgerinitiative Schwimmen in Styrum. Doch nach dem Schließungs-Beschluss des Rates gerät vor allem die SPD mächtig unter Druck. Am Ende steht ein Kompromiss: BISS bläst einen Bürgerentscheid ab. 450.000 DM, die dadurch gespart werden, steckt die Stadt ins Bad, um es 2002 wieder zu öffnen. Einher geht die Umbauplanung. Aus dem Stadion wird 2006 ein Naturbad – auch das war umstritten. jös

Der Postpark in Wanne-Eickel. (Foto: WAZ, Wolfgang Quickels)
Der Postpark in Wanne-Eickel. (Foto: WAZ, Wolfgang Quickels) © WAZ

Wanne-Eickel. Für die Belebung ihrer darbenden Innenstadt den Platz am Eingang zur Fußgängerzone oder - schlimmer noch - die kleine Grünfläche zwischen Hauptbahnhof und City zu opfern, das stank den Wanne-Eickelern gewaltig. Auf dem Höhepunkt des Aufbegehrens gegen den Bau eines SB-Warenhauses mit 8500 Quadratmetern Gesamtfläche gründete sich im September 2006 die „Bürgerinitiative Rettet den Postpark”, die 5800 Unterschriften und 700 Eingaben sammelte. Der Protest kam Planern und Politikern gelegen, wurden Argumente gegen das Kaufland-Vorhaben frei (Rat-)Haus geliefert. Jetzt soll mit dem Bau eines Einkaufszentrums auf dem benachbarten Glückaufplatz eine Städtebausünde der 1970er Jahre beseitigt werden - ganz ohne Protestbegleitung. ls

Der Rathausplatz in Witten (Foto: WAZ, Werner Liesenhoff)
Der Rathausplatz in Witten (Foto: WAZ, Werner Liesenhoff) © WAZ

Witten. Strahlkraft bis heute hat in Witten ein durch Unterschriften erzwungener Bürgerentscheid aus 1997, der einen vom Stadtrat beschlossenen Rathausanbau verhinderte. Stadtverwaltung und Ratsmehrheit wollten mit dem mehrere Millionen teuren und als „Büro- und Geschäftshaus” deklarierten Neubau einen Meilenstein für die „Neue Mitte Witten” setzen. 25 182 Bürger haben das abgelehnt, weil sie fürchteten, für die hohen Kosten mit aufkommen zu müssen. Gebaut wurde am Rathausplatz später ein umstrittenes Geschäftshaus, das teilweise noch heute leersteht. Die „Neue Mitte Witten” ist auch elf Jahre nach dem Bürgerentscheid nur ein Entwurf. ke.

Flöz Dickebank in Gelsenkirchen (Foto: Cornelia Fischer)
Flöz Dickebank in Gelsenkirchen (Foto: Cornelia Fischer) © Cornelia Fischer

Gelsenkirchen. Pittoreske Häuschen, jede Menge Grün – die Gelsenkirchener Flöz Dickebank gilt als eine der ältesten Zechensiedlungen im Ruhrgebiet. Kein Stein wäre mehr davon übrig, hätte sich nicht eine Bürgerinitiative über 40 Jahre lang für die Interessen der rund 1000 Bewohner eingesetzt. Anfang der 70er sollte die Siedlung zu Gunsten neuer Hochhäuser abgerissen werden, später drohte die Privatisierung. Doch die Bürgerinitiative trumpfte mit Fachwissen und kaufte nun als Wohnungsgenossenschaft die Siedlung von der Deutschen Annington. hug

Protestaktion vor dem Fahrner Hospital. (Foto: WAZ, Udo Milbret)
Protestaktion vor dem Fahrner Hospital. (Foto: WAZ, Udo Milbret) © WAZ

Duisburg. Als Heizkraftwerk getarnt, wollte ausgerechnet ein Krankenhaus mitten im Wohngebiet eigenen Müll verbrennen. Erst waren es ein paar Widerborstige, dann waren es viele Tausend, die mit immer neuen pfiffigen Ideen gegen diesen Plan opponierten. So mieteten sie sämtliche Laternenmasten rund um das Krankenhaus als Werbeflächen an. Jeder Krankenhausbesucher wurde so mit den Verbrennungsplänen konfrontiert. Am Ende stellten sich auch die Kirchen als Träger des Hospitals und der Aufsichtsrat das Projekt und das war's dann. GK

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