Köln. Berühmt geworden ist er mit dem Film Männer. Jetzt spielt Uwe Ochsenknecht für das Musical Hairspray in Köln eine Frau.

Die Klimaanlage meint es gut. Zu gut. Tief heruntergekühlt hat sie die Kölner Hotel-Suite von Uwe Ochsenknecht. Was für den Schauspieler und Sänger aber kein Grund ist, das dünne kurzärmelige T-Shirt gegen etwas Wärmeres zu tauschen. Ist halt ein Harter, der Uwe. Ein ganzer Kerl.

„Reden wir”, sagt er und fläzt sich ins weiche Sofa. Es ist eine Aufforderung, die mit Vorsicht zu genießen ist. Gerne würde man mit Ochsenknecht über das reden, was seine Frau Natasha kurz zuvor in der „Yellow Press” verbreitet hat. Dass das Paar sich schon vor Monaten getrennt habe und wie sie so war, die Zeit mit einem der bekanntesten deutschen Schauspieler. Doch dann, hat sein Pressesprecher gewarnt, „bricht Uwe das Gespräch sofort ab”. Trotzdem kann man mit Ochsenknecht über Frauen reden. Man muss es sogar. Weil er demnächst selbst eine spielt – in der deutschen Version des Erfolgsmusicals „Hairspray”.

Kein Fan von Singspielen

Edna Turnblad heißt die Dame und wird traditionell mit einem Mann besetzt. Damit hat Ochsenknecht kein Problem. Mit dem Musical-Genre allerdings schon. „Ich war nie begeistert von Musicals.” Zu leicht, zu seicht und überhaupt: „Schauspielerisch nicht sehr herausfordernd und musikalisch uninteressant”, fand er die Singspiele.

Bis ihn eines Tages Marek Lieberberg anruft, einer der erfolgreichsten Veranstalter Deutschlands. Er bietet ihm eine Rolle in „Hairspray” an. „Hairspray” spielt im Jahr 1962 in Baltimore und erzählt die Geschichte des übergewichtigen Teenagers Tracy Turnblad, der davon träumt, in der täglich im TV ausgestrahlten „Corny-Collins-Show” tanzen zu dürfen. Es erzählt aber auch über Vorurteile und Rassismus. Ochsenknecht fliegt nach London, schaut sich die Show dort an und ist „erst einmal sprachlos”. Als er wieder Worte findet, schwärmt er von „einer tollen Story”, „bunt, poppig und fröhlich”. „Dieses Musical”, fasst Ochsenknecht seine Eindrücke zusammen, „hat extrem hohen Unterhaltungswert.”

10 Kilo zusätzlich am Körper

Wie er in der deutschen Fassung zu diesem Unterhaltungswert beitragen soll, bleibt ihm aber zunächst schleierhaft. „Musikalisch und als Schauspieler habe ich mich der Rolle von Tracys Mutter Edna von Anfang an gewachsen gefühlt”, sagt Ochsenknecht. Die Optik ist es, die ihn ratlos macht. Denn für den Original-Film von John Waters ist damals die Drag-Queen „Divine” in die Rolle der Edna geschlüpft. Und „Divine” soll bei seinem Tod 370 Pfund gewogen haben. Seitdem ist Edna fast immer dick. Und viel größer als Ochsenknecht. „Macht nichts”, sagt Lieberberg, und erstmals fällt das Wort „Fat Suit”. Das ist eine Art Anzug, der mit Schaumstoff oder ähnlichem gefüllt ist, um seinen Träger dicker aussehen zu lassen. Mit seiner Hilfe kann sich auch ein Uwe Ochsenknecht in die dicke Edna verwandeln.

Auch wenn es kein Vergnügen ist, mit zehn zusätzlichen Kilo am Körper über die Bühne zu toben. „Frieren”, untertreibt Ochsenknecht, „werde ich wohl nicht.” Am 6. Dezember ist Premiere. Bis März 2010 will Ochsenknecht dann die Edna geben. Mindestens. Was danach kommt, weiß er noch nicht. Wahrscheinlich ein paar neue Filme, wohl auch eine neue CD. „Mal wieder auf deutsch.”

Mit dem Tanzen hapert es noch

Jetzt aber muss er üben. Gesang und Schauspiel sind kein Problem für ihn. Auch weil er klare Vorstellungen davon hat, wie die Frau sein soll, die er spielt. „Man darf die Edna nicht als Karnevalsfigur anlegen, sich nicht lustig machen über sie”, sagt Ochsenknecht. Und dass es schön wäre, wenn die Zuschauer nach wenigen Minuten vergessen würden, dass diese Figur von einem Mann gespielt wird.

Bleibt das Tanzen. Da hapert es noch. Wegen des Anzuges und der hohen Schuhe. Immer und immer wieder trainiert er deshalb die Schritte. „Anfangs konnte ich vor Muskelkater kaum laufen.” Doch die Qual hat sich gelohnt. „Ich hatte”, sagt Ochsenknecht und grinst, „noch nie so schöne Beine.” Worauf Frauen halt so achten.