So liebt Manni Breuckmann die Sprache. Der Radioreporter a.D. hat neben seiner Liebe zum Fußball eine Leidenschaft für das geschriebene Wort. Was er bald mit einer Kolumne beweist.

Ein Pool auf Mallorca in der Abendsonne, ein ganz entspannter Radioreporter a.D. – Manni Breuckmann bereitet sich vor für seinen nächsten Einsatz: Ab dem 29. Juli schreibt der Mann, der weit über 1000 Bundesligaspiele in der samstäglichen Konferenzschaltung kommentiert hat, für uns die Kolumne „Manni am Mittwoch”. Noch ein Grund mehr also, mit dem wortgewaltigen Breuckmann mal ein paar Takte über die Sprache zu sprechen, fand Redakteur Jens Dirksen.

Was ist wichtiger, Sprache oder Fußball?

Manni Breuckmann: Natürlich ist die Sprache wichtiger! Mal ganz ernsthaft – Fußball ist, bei aller Wichtigkeit, wirklich eine Nebensache. Sprache ist essenziell, das merk ich doch gerade hier in Spanien, wenn's mal wieder hapert . . .

Schreiben Sie lieber oder reden Sie lieber?

Manni Breuckmann: Es hat beides unterschiedliche Funktionen. Ich gehe grundsätzlich gern mit Sprache um und ich habe in den letzten Jahren zunehmend geschrieben . . .

. . . unter anderem „Mein Leben als jugendlicher Draufgänger”, eine Art Jugend-Biografie . . .

Manni Breuckmann: . . . bei der ich mich übrigens oft gewundert habe, dass viele die triefende Ironie meines Buches überlesen haben, die haben das alles für bare Münze genommen und einen großen Angeber dahinter gesehen.

Und das Schreiben?

Manni Breuckmann: Ist für mich ein einziges großes Zurücklehnen. Ich schreibe meistens morgens . . .

Gequält?

Manni Breuckmann: Oh nein, ich ringe da nicht schweißgebadet, sondern empfinde eine große Ruhe. Das ist natürlich etwas ganz anderes als in einem brodelnden Fußballstadion, wo ich mit Sprache nur so um mich werfe. Das ist eine ganz andere Baustelle. Wobei ich festgestellt habe, dass ich auf beiden Baustellen stark abhängig bin von meiner Tagesform. Ich merke sofort, ob es läuft oder nicht – und wenn nicht, frage ich mich ganz schnell, ob ich das nicht doch besser ein andermal machen kann. Das ging natürlich bei der Bundesliga nicht so gut, die wollten einfach nicht die Spiele verschieben . . . Wenn einem schon am Anfang ein Fehler passiert, fühlt man sich gleich wie ein Boxer, der einen mitgekriegt hat und erst bei vier wieder aufsteht.

Geben Sie den Nachwuchs-Reportern doch mal einen Tipp: Wie kriegt man so eine bildstarke, plastische Sprache wie Manni Breuckmann?

Manni Breuckmann: Ehrlich: So genau weiß ich das gar nicht. Viel lesen, natürlich, und beim Leben ganz genau hingucken, nicht so oberflächlich. Aber sonst? Das ist vielleicht auch eine Frage der Begabung . . .

Was liest denn Manni Breuckmann?

Manni Breuckmann: Oh, sehr gerne T.C. Boyle, der ist sehr ironisch, sehr blutvoll, der hat eine tolle Phantasie und skurrile Typen. Und Georges Simenon, den bewundere ich, schon weil er über 250 Romane geschrieben hat. Der hat eine sehr schöne, klare Sprache, besonders in den Romanen ohne Maigret. Das sind auch gute Geschichten, die tief in menschliche Abgründe gehen – und da blicke ich gern hinein.

Und was liest er lieber nicht?

Manni Breuckmann: Ich finde es nicht gut, wenn einer mich mit Sprache überfällt, wenn er mich überfordern will wie ein Walser-Roman, der mit einem Satz anfängt, der über ein, zwei Seiten geht. Ich will beim Lesen nicht auch noch arbeiten müssen.

Schreiben Sie noch mit der Hand?

Manni Breuckmann: Beim Fußball-Kommentieren hab ich natürlich immer eine Din-A-4-Seite vollgeschrieben mit statistischen Dingen, die man zwischendurch mal einstreuen konnte. Aber heute schreibe ich so gut wie gar nichts mit der Hand, höchstens mal die Weihnachtskarten oder Glückwünsche. Ansonsten bin ich doch ziemlich auf der E-Mail-Schiene.

Ist man beim Schreiben vorsichtiger – oder beim Sprechen?

Manni Breuckmann: Ach, ich habe in den letzten Jahren zunehmend weniger Rücksicht genommen. Da war mein gelegentlicher Einsatz beim „Doppelpass” im DSF ein ziemlich gutes Training, das kam mir manchmal wie eine Heldentat vor, wenn ich Beckenbauer attackiert habe – das war für mich ein großer Schritt, ich komme ja aus kleinen Verhältnissen, aber heute habe ich natürlich keine Angst mehr vor dem „Kaiser”. So will ich auch meine Kolumne angehen: Kein öffentlich-rechtliches Einerseits-Andererseits mehr! Das ist komplett neu für mich – früher, im Radio, war meine private Meinung ja gar nicht so wichtig . . .

Und wann waren Sie das letzte Mal sprachlos?

Manni Breuckmann: Neulich habe ich im Fernsehen in einem WDR-Quiz zusammen mit einer Teampartnerin gesessen, die hieß Gülcan, die werden Sie kennen. Da war ich echt sprachlos. Das ist ein derartiges Schnatterinchen, da kommst du gar nicht gegen an, geschweige denn dazwischen. Sie sollte allerdings mal etwas für ihr Qualitätsmanagement tun . . .