Opium fürs Klassik-Volk verheißt die neue CD des französischen Countertenors Philippe Jaroussky.Aber die klingende Erinnerung an die Perlen der vorletzten Jahrhundertwende ist kein durchgängiger Glücksfall

Schöner Schein? Nein, das wäre zu gemein. Aber das neue Album des Counter-Beaus ist nicht sein Bestes. Foto: Virgin
Schöner Schein? Nein, das wäre zu gemein. Aber das neue Album des Counter-Beaus ist nicht sein Bestes. Foto: Virgin © Simon Fowler

Der Titel verspricht zumindest Trance auf Zeit. Die Besetzung lässt an Luxus denken, das Cover macht Lust. Na na, nicht auf einen von Profi-Visagisten matt abgetönten 30-jährigen Countertenor, dessen Werbestrategen immer noch auf den Teenager-Look setzen. Nein, auf die üppige, teilweise narkotisierende Musik aus dem Frankreich des Fin de Siecle.

Wir hörten für Sie "Opium - Mélodies françaises" , die neue CD (Virgin Classics) mit Frankreichs hochgelobtem Counter Philippe Jaroussky und wundersamen, leicht bis schwer parfümierten Liedern der vorletzten Jahrhundertwende. Glitzernde Fundstücke von Fauré, Massenet, Ernest Chausson, oder den Unbekannteren, wie Reynaldo Hahn, André Caplet oder Cécile Chaminade. Wer jetzt denkt, dies alles gehört nicht zum gängigen Repertoire eines männlichen Mezzos, liegt schon ansatzweise richtig.

Im Falle Philippe Jarousskys tut sich der Echo-Klassik Preisträger des vergangenen Jahres damit nicht unbedingt einen Gefallen. Denn diese oft hübschen wie geistreichen Arabesken leben musikalisch nicht allein von Geschmack und Intelligenz des Interpreten (beides hat Jaroussky in früheren Aufnahmen hinreichend bewiesen) sondern auch von einer runden, vollen Stimme, die nicht nur Umfang sondern auch Tiefe besitzt. Lässt sich der Franzose zu dramatischeren Attacke hinreißen, gerät manches, vor allem in der höheren Lage, scharf.

Sicher, seine Stimme besitzt eine Wendigkeit, eine schöne Messa di Voce, wenn gefordert, auch ein hauchzartes Piano. Dennoch wirkt vieles, trotz der wissenden Klavierbegleitung von Jérôme Ducros, ergänzt durch Renaud und Gautier Capuçon (Geige und Cello) sowie den fabelhaften Flötisten Emmanuel Pahud, dauer-manieriert und daher eintönig. So denkt man unweigerlich an den englischen Tenor Martyn Hill oder den Bariton Gerard Souzay als exemplarische Gestalter dieser schillernden Musik.