Düsseldorf/Essen. Das Düsseldorfer Schulministerium kämpft wieder mit einer schweren Panne: Diesmal sorgen zahlreiche Fehler in den Aufgaben der derzeit laufenden Lernstandserhebungen in den achten Klassen für Ärger.

"Ich bin richtig sauer”, sagte NRW-Schulministerin Barbara Sommer der WAZ. Ihr Ministerium war in den vergangenen Jahren zweimal wegen fehlerhafter Abitur-Aufgaben in die Kritik geraten. Diesmal weist das Ministerium die Verantwortung von sich. In der Tat war das Berliner Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) für die Entwicklung der Aufgaben zuständig. Gegenüber der WAZ räumte das Institut eine Teilschuld ein.

Englischfehler und alte Rechtschreibung

Allein bei den Testaufgaben im Fach Englisch gibt es 18 Korrekturhinweise. Beispiel: Obwohl Substantive klein geschrieben werden, war in den Aufgaben von „Zebras” oder „Giraffes” die Rede. Eine Aufgabe im Deutschtest wurde in alter Rechtschreibung („daß” statt „dass”) verfasst. Es sei „völlig unverständlich, wie das passieren konnte”, betonte Sommer. Dem pflichteten der Lehrerverband Bildung und Erziehung (VBE) und der Landeselternrat der Gesamtschulen (LER) bei. „So viele Fehler dürften sich die Schüler nicht erlauben”, sagt LER-Vorsitzende Annette Plümpe.

Kollektives Versagen

Natürlich passieren Fehler, vor allem unter Zeitdruck.

Doch wenn Schüler der achten Klasse in ihrem Aufgabenheft eine ganze Seite von Korrekturen vorfinden, muss schon von einem kollektiven Versagen gesprochen werden – das gilt auch für die Verantwortlichen in den Ländern, die an der Entwicklung der Aufgaben beteiligt waren. Über die Verwendung der alten Rechtschreibung kann man nur den Kopf schütteln. Oder würden wir einen Bankkaufmann ernst nehmen, der Devisen immer noch in D-Mark umrechnet?

Birgitta Stauber–Klein

Walther Köster, Koordinator für die Aufgabenentwicklung beim IQB, erklärt die schwere Panne mit dem Zeitdruck, unter dem gearbeitet worden sei. Fehler seien auch durch Ergänzungen und Kürzungen der Aufgaben in den Bundesländern entstanden. „Wir haben wohl die Komplexität unterschätzt”, räumte er gegenüber der WAZ ein.

Schulministerium: "Hatten keine Chance mehr, die Aufgaben zu stoppen"

Das IQB bekommt für die Entwicklung der Aufgaben von den Ländern 300.000 Euro – davon stammten 60.000 Euro aus NRW. Die Aufgaben seien so spät verschickt worden, „dass wir keine Chance mehr hatten, den Druck zu stoppen”, unterstrich der Sprecher des NRW-Schulministeriums, Thomas Breuer. Ein Neudruck hätte 150.000 Euro gekostet. Die Forderung der GEW, die Lernstandserhebungen zu stoppen, wies Breuer zurück. „Weder für Schüler noch für Lehrer ist ein Schaden entstanden.”

In der kommenden Woche wird Mathematik geprüft. Im Testheft habe man „nur einige wenige Fehler” entdeckt.

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