Essen. Der Baubeschluss der Stadt für ein neues Stadion soll den angeschlagenen Traditionsklub Rot-Weiß Essen nach vorn bringen. Die Finanzierung des 31-Millionen-Projektes soll allerdings auf der Kippe stehen
Nach Wochen der Tristesse hat der sportlich wie finanziell schwer angeschlagene Fußball-Regionalligist Rot-Weiß Essen mal wieder positive Schlagzeilen produziert: Mit 3:0 besiegte der Absteiger Spitzenreiter 1. FC Kaiserslautern II, der allerdings noch immer neun Punkte Vorsprung hat.
Am nächsten Mittwoch will nun der Rat der Stadt Essen dem dahin siechenden Traditionsverein mit dem Baubeschluss für ein neues Stadion den Weg in eine rosigere Zukunft weisen. In einer ersten Ausbaustufe soll die neue Arena zwischen 18 und 20 000 Zuschauer fassen, als Baukosten werden 31 Millionen Euro veranschlagt. In zwei weiteren Abschnitten könnte die Kapazität bis auf 30 000 Besucher gesteigert werden.
Marode Haupttribüne kostet viel Geld
Was das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel” in seiner heutigen Ausgabe angesichts der aktuellen Weltwirtschaftskrise und der bevorstehenden Schließung von Schwimmbädern und Bibliotheken als „Investitionsprogramm der absurden Art” geißelt, sehen die Sportpolitiker der Stadt als zwingend notwendige Maßnahme an. Einerseits, um den krisengeschüttelten Rot-Weißen eine Chance zu geben, in absehbarer Zeit in den Profibereich zurückzukehren, andererseits aber auch, um überhaupt den Spielbetrieb am Standort Hafenstraße zu sichern. Schließlich ist die in den 50er Jahren errichtete Haupttribüne marode. „Wir müssten ohnehin eine neue Tribüne bauen, die würde uns 10 bis 15 Millionen Euro kosten”, rechnet Stadtdirektor Christian Hülsmann vor.
Evonik wirft Fragen auf
Trotz eines geplanten Logenbereichs hält Hülsmann den Begriff „Luxus” für unangemessen. Neben der bereits 2003 per Ratsbeschluss verankerten Zahlung in Höhe von 7,5 Millionen Euro will die Stadt den beim Verkauf ihrer Immobilie Hotel Handelshof (Schätzwert: 15 bis 20 Mio €) erzielten Erlös in die „kleine Lösung” stecken. Die restliche Summe sollen Sponsoren aufbringen. Laut Hülsmann, der das Stadionprojekt sowie die Konsolidierung des Vereins zur Chefsache erklärt hat, liegen feste Zusagen vor.
Dass der Mischkonzern Evonik, 2007/2008 noch Hauptsponsor der Rot-Weißen, seine in Aussicht gestellte Beteiligung in Höhe von acht Millionen Euro zurückgezogen hat, wie „Der Spiegel” schreibt, hält der Stadtdirektor für abwegig.
Kommentar: Fußball ist auch Kultur
Diskussion: Stadion-Neubau – Investition im falschen Bereich?