Klimawandel und Überfischung lassen die Zahl der Pinguine sinken. Die Nahrungssuche wird immer schwieriger.Magellan-Pinguine sind Opfer wechselnder Meeresströmungen und suchen vergeblich neue Jagdgründe

Mit seinem Film "Die Reise der Pinguine" hat der Regisseur Luc Jacquet Millionen Zuschauer zu Tränen gerührt. Sie wurden Zeugen der beschwerlichen Wanderung und des harten Überlebenskampfes der Kaiserpinguine in der Antarktis. Erst vor wenigen Wochen berichtete das US-Fachblatt PNAS über die akute Bedrohung dieser Pinguine. Ihr Lebensraum, das antarktische Eis, schmilzt. Und je wärmer es wird, desto knapper wird das Nahrungsangebot. Die stattlichen Kaiserpinguine sind nicht die einzige Pinguinart, deren Lebensbedingungen durch Klimawandel und Überfischung bedroht sind. Auch der Gänse-große Magellan-Pinguin gehört dazu.

Die Nahrungssuche wird für die vier Kilogramm schweren Vögel immer kraftraubender: Kaum wackelt der Magellan-Pinguin an den Strand an der Atlantikküste von Punta Tomba in Argentinien, fällt er völlig erschöpft um und bleibt zunächst reglos liegen. Bis zu zehn Tagen war er auf der Suche nach kleinen Fischen im Meer, immer auf der Hut vor Raubfischen und Meeressäugern.

Lange aber kann der kleine Pinguin nicht ausruhen, ein paar hundert Meter weiter warten der Partner samt Nachwuchs bereits auf Futter.

Immer häufiger aber dauert dieses Warten zu lange, erklärt die Zoologin Dee Boersma von der University of Washington. Denn der Klimawandel verändert die Meeresströmungen an der Küste Argentiniens und verlängert dadurch oft die Wege der Pinguine zu ihren Jagdgründen.

Kleine Fische, ein Krill genannter zwei Gramm schwerer Kleinkrebs und kleinere Tintenfische bringt der Magellan-Pinguin seinem Nachwuchs als Kraftfutter in die Bruthöhle, die mit einiger Mühe die Elterntiere in den weichen Boden der Halbwüste Patagoniens gegraben haben. Diese Kleintiere aber leben vor allem in Meeresbereichen, in denen Strömungen Nährstoffe vom Grund des Ozeans an die Oberfläche tragen. Seit der Klimawandel so richtig in Schwung kommt, ändern sich diese Meeresströmungen und damit auch die Regionen mit reichlich Kleintieren häufiger als früher. Da passiert es leicht, dass die Pinguinpaare von ihrer Bruthöhle in Punta Tomba 30 oder 50 Kilometer weiter zu ihren Fanggründen schwimmen müssen als zuvor. Dann brauchen sie aber auch länger, um zur Höhle zurück zu kommen, der Nachwuchs hungert ebenfalls länger und der Partner muss länger warten, bis er sich selbst den Magen voll schlagen kann.

Diese schlechtere Ernährungssituation kann Dee Boersma an der Kolonie direkt ablesen: Brüteten dort 1986/1987 noch rund eine Viertel Million Magellan-Pinguin-Paare, geht diese Zahl seither zurück. 2008/2009 gab es nur noch 200 000 Brutpaare.

Natürlich merken auch die Pinguine bald, dass ihnen der Arbeitsweg von Punta Tomba aus zu lang wird und sie immer weniger Nahrung für den Nachwuchs auftreiben. Einige jüngere Pinguine weichen daher zum Brüten in andere Regionen aus, die näher bei den neuen Nahrungsgründen liegen. Dee Boersma hat manche Pinguine, die sie in Punta Tomba beringt hatte, bereits 400 Kilometer weiter beim Brüten beobachtet.

Ein neuer Wohnsitz nützt ihnen in Zeiten des Klimawandels aber wenig. Wenn sich nämlich die Meeresströmungen in jeder Saison ändern, kann es leicht passieren, dass der Weg zu den Nahrungsgründen auch von der neuen Bruthöhle wieder zu weit ist. Vor allem das hohe Tempo des Klimawandels bedroht also Magellan-Pinguine.

Obendrein bringt der Klimawandel in der Zeit zwischen Oktober und Dezember nun viel häufiger als früher Regen in die Halbwüste Patagoniens. Dadurch laufen die Bruthöhlen und die Brutmulden ähnlich wie kleine Swimmingpools voll Wasser, und Eier oder kleine Küken ertrinken in den Fluten. Auch an solche Überflutungen sind die Pinguine nicht angepasst.

Und so hat der Klimawandel die weltweit auf rund 1,3 Millionen Brutpaare geschätzten Magellan-Pinguine auf die Liste der gefährdeten Arten gebracht. Genau wie ihre großen Verwandten, die Kaiserpinguine.