Essen. Sportwagenschmiede soll zwar eigenständig bleiben, VW will aber Anteile übernehmen. Grünes Licht aus Brüssel wahrscheinlich
Nach monatelangen Machtkämpfen zwischen den Eigner-Familien um Wolfgang Porsche und Ferdinand Piëch ist der Weg für die schwäbisch-niedersächsische Autoehe frei: Der VW-Aufsichtsrat hat gestern der Gründung „eines integrierten Automobilkonzerns mit Porsche unter Führung von Volkswagen” zugestimmt.
Es gilt als wahrscheinlich, dass die EU-Kommission dem Autoriesen ihren Segen gibt. Schon vor einem Jahr kamen die EU-Beamten zum Ergebnis, dass „das Zusammenschlussvorhaben den wirksamen Wettbewerb im Europäischen Wirtschaftsraum oder in einem wesentlichen Teil desselben nicht erheblich beeinträchtigen wird“. Damals waren die Vorzeichen umgekehrt: Die kleine Sportwagenschmiede wollte den Wolfsburger Autoriesen schlucken.
Die genaue Struktur des neuen Konzerns soll bis zum 13. August stehen. Egal, wie die Feinheiten aussehen: Der großer Sieger scheint VW-Patriarch Ferdinand Piëch, der Porsche in den VW-Konzern einbauen will und sich zuletzt offen gegen Wiedeking stellte.
Vom geschassten Porsche-Chef stammen die beiden Vorschläge, die der Aufsichtsrat in der Nacht zum Donnerstag abnickte: So beschloss er für die Porsche Holding eine Kapitalerhöhung um fünf Milliarden Euro. Zudem sollten die Verhandlungen mit Katar über einen Einstieg bei dem Autobauer erfolgreich zu Ende gebracht werden. Porsche könne so „auf Augenhöhe” mit VW über einen Zusammenschluss verhandeln, sagte Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche.
Gestern Nachmittag hieß es, die Eignerfamilien müssten die Hauptlast der Kapitalerhöhung stemmen. Katar beteilige sich nur in geringen Maßen. Im Raum stand die Summe von 450 Millionen Euro.
Damit die Fusion gelinge, sei ausschlaggebend, dass „beide Seiten ihr Gesicht wahren”, sagte Stefan Bratzel, Autoexperte von der FH der Wirtschaft in Bergisch-Gladbach. „Wichtig ist, dass sich Porsche und VW rasch auf ihr Kerngeschäft stürzen,” meinte Bratzel im Hinblick auf der Machtkämpfe unter den Konzernen. Die Autobranche stecke in ihrer bislang größten Krise.